Künftiger BIZ-Chef Hernández de Cos

Warnung vor mehr Inflationsschocks

Die Inflation dürfte volatiler werden, meint der künftige BIZ-Chef Pablo Hernández de Cos. Die Notenbanken müssten darauf mit angepassten Modellen reagieren.

Warnung vor mehr Inflationsschocks

Warnung vor mehr Inflationsschocks

Künftiger BIZ-Chef Hernández de Cos erwartet Zunahme von Angebotsengpässen – Notenbanken brauchen neue Modelle

mpi Frankfurt

Die Inflation dürfte weltweit volatiler werden, mahnt der künftige Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). „Es wird mehr Angebotsschocks geben“, sagte Pablo Hernández de Cos, der am 1. Juli sein neues Amt antritt, bei einer Veranstaltung der Frankfurt School for Finance & Management. Als Ursachen dafür führte der ehemalige spanische Notenbankchef unter anderem den Klimawandel, geopolitische Spannungen und Entwicklungen an den Energiemärkten an.

Der EZB rät Hernández de Cos daher, bei ihrer anstehenden Überprüfung des geldpolitischen Rahmenwerks einen Fokus darauf zu legen, neue Modelle zu entwickeln, die solche Angebotsengpässe und deren Auswirkungen auf die Inflation stärker berücksichtigen. Optimal wären Modelle, die in Echtzeit die Persistenz der durch einen Angebotsschock ausgelösten Inflation abschätzen können.

Fehler der EZB

Der deutliche Inflationsanstieg in der Eurozone ab dem Jahr 2020 wurde durch zwei aufeinanderfolgende Angebotsengpässe ausgelöst. Zunächst führte die Pandemie und die mit ihr verbundenen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus zu großen Störungen in den globalen Lieferketten. Anschließend sorgte der Einmarsch Russlands in die Ukraine zu einem Engpass an Energie in Europa. Die EZB unterschätzte die Hartnäckigkeit der Inflation. Die Aussage der EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Jahr 2021, der Inflationsanstieg sei nur „vorübergehend“, hängt der Notenbank bis heute nach. Sie beschädigte das Vertrauen der Bevölkerung in die Institution. Auch wenn die Französin damals den ein halbes Jahr später beginnenden Krieg in der Ukraine noch nicht absehen konnte.

Für eine Notenbank ist es bei einem durch einen Angebotsengpass ausgelösten Inflationsschub wichtig, abschätzen zu können, ob er tatsächlich nur vorübergehend ist oder nicht. Führt etwa eine Hitzewelle zu einem Anstieg der Lebensmittelpreise, sollte eine Notenbank nicht mit einer Zinserhöhung reagieren, wenn sich die Preise nach wenigen Monaten automatisch wieder auf das alte Niveau bewegen. Ein dauerhafter Anstieg der Lebensmittelinflation durch den Klimawandel kann hingegen ein Argument für eine Notenbank sein, eine restriktivere Geldpolitik umzusetzen.

Keine Forward Guidance

Hernández de Cos betonte in seinem Vortrag wiederholt die global gestiegene Unsicherheit. Er rät Notenbankern daher davon ab, sich öffentlich auf einen bestimmten geldpolitischen Kurs festzulegen. Stattdessen sollten die Zentralbanker intern Pläne entwickeln, wie die Geldpolitik aussieht, je nachdem, welches mögliche Szenario tatsächlich eintritt.

Lob verteilte der künftige BIZ-Chef für den Indikator der EZB zur Lohnentwicklung (Wage Tracker). Diesen veröffentlicht die EZB seit Dezember immer am Mittwoch nach einer geldpolitischen Sitzung. Es sei wichtig, die Löhne stärker in den Blick zu nehmen, da sie wegen möglicher Zweitrundeneffekte eine zentrale Rolle bei der Inflationsentwicklung spielten.

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