TÜRKEI-KRISE SPITZT SICH ZU

Was die Türkei-Krise für Euroland bedeutet

Ökonomen dämpfen Sorge vor negativen Folgen

Was die Türkei-Krise für Euroland bedeutet

ms Frankfurt – Die sich zuspitzende Währungs- und Wirtschaftskrise in der Türkei hat am Freitag auch den Euro in ihren Sog gezogen und die Gemeinschaftswährung auf ein Einjahrestief gedrückt. Hintergrund waren primär Berichte, die Bankenaufsicht innerhalb der Europäischen Zentralbank (EZB), der SSM (Single Supervisory Mechanism), sei besorgt über mögliche Ansteckungseffekte des europäischen Finanzsektors (siehe Bericht unter auf dieser Seite).Wie aber steht es um die möglichen direkten wirtschaftlichen Folgen der Türkei-Krise für die europäische Wirtschaft und den Währungsraum? Droht da neues Ungemach für die Euro-Wirtschaft, die sich ohnehin bereits etwas abkühlt?Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zeigte sich am Freitag durchaus besorgt. “Die Türkei ist stark mit uns verbunden”, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier der Nachrichtenagentur Reuters. Die deutschen Exporte in die Türkei seien zuletzt gesunken und auch das Interesse hiesiger Firmen an Engagements in der Türkei habe drastisch abgenommen, so der Experte. In Deutschland spürten die Exporte die aktuellen Probleme, vor allem den Wertverlust der Lira, als erste. “Das wird wohl noch stärker werden”, warnte Treier.Was die Exporte aus der EU heraus betrifft, rangierte die Türkei im Jahr 2017 auf Rang 5 der wichtigsten Partnerländer Europas. Insgesamt beliefen sich die Ausfuhren laut Eurostat auf knapp 84,5 Mrd. Euro. Der Anteil an den gesamten EU-Exporten lag indes nur bei 4,5 %. Dagegen ist die EU für die Türkei der wichtigste Exportmarkt. Nicht zuletzt deshalb gilt, dass die Türkei die EU wirtschaftlich viel mehr braucht als die EU die Türkei.Entsprechend dämpfen viele Ökonomen auch Sorgen, dass die europäische oder die Euro-Wirtschaft allzu stark in Mitleidenschaft gezogen werden könnte – selbst bei einer deutlich verschärften Krise in der Türkei. “Die Auswirkungen auf das Wachstum in der Eurozone würden klein sein”, sagt etwa Carsten Hesse, Volkswirt bei der Berenberg Bank. Abschreckendes Beispiel”Selbst wenn die Warenexporte der Eurozone in die Türkei um beispielsweise 20 % sinken würden, würde dies nicht mehr als 0,1 Prozentpunkte vom Wachstum in der großen Eurozone abziehen”, so Hesse. Er verweist da auf frühere Krisen in der Türkei in den Jahren 2000/2001 oder 2009: “Die Unternehmen der Eurozone erkennen und wechseln schnell neue Märkte.”Womöglich könnte die Türkei-Krise anderen Ländern, nicht zuletzt im Euroraum, gar als abschreckendes Beispiel für die Folgen schlechter Wirtschaftspolitik dienen – wie auch Hesse findet. So zeigt sich etwa, dass der Versuch, als Land mit wirtschaftlichen Problemen sein Heil in einer Währungsabwertung zu suchen, schnell nach hinten losgehen kann.