Zentralbankgeld

Weidmann mahnt zu Umsicht bei Digital-Euro

Die Zentralbank der Zentralbanken BIZ hat die Notenbanken zur Eile bei der Entwicklung digitalen Zentralbankgeldes gemahnt. Bundesbankchef Jens Weidmann tritt nun etwas auf die Bremse: Entscheidend sei nicht das Tempo.

Weidmann mahnt zu Umsicht bei Digital-Euro

ms Frankfurt

Bei der Entwicklung digitalen Zentralbankgeldes und des Digital-Euro geht es nach Ansicht von Bundesbankpräsident Jens Weidmann nicht um höchstmögliches Tempo, sondern um Gewissenhaftigkeit – und notfalls ein schrittweises Herantasten. „Unser Erfolg als Geldschöpfer wird nicht so sehr von der Geschwindigkeit abhängen, sondern von dem Vertrauen derjenigen, die das Geld verwenden sollen“, sagte Weidmann am Dienstag bei einer virtuellen Konferenz der Bundesbank und der chinesischen Zentralbank, der People’s Bank of China. In jedem Fall werde der Digital-Euro wohl „kein Alleskönner“, so Weidmann.

Mit seinen Aussagen untermauert Weidmann seine Mahnungen zu Vorsicht und Umsicht bei der Debatte über digitales Zentralbankgeld. Die Zentralbank der Zentralbanken BIZ hatte dagegen Ende vergangener Woche die Notenbanken zur Eile bei dem Thema gemahnt (vgl. BZ vom 11. September). Der Zahlungsverkehr und das Finanzsystem stünden vor großen Veränderungen, und private Stablecoins und Kryptoassets seien bereits auf dem Markt. Die Zentralbanken drohten abgehängt zu werden. Die EZB befindet sich derzeit in einer vertieften Prüfphase.

Bundesbankchef Weidmann sagte nun erneut, dass digitales Zentralbankgeld viele Chancen biete. Es gebe aber auch Probleme und Risiken, etwa beim Datenschutz oder für die Finanzstabilität. Entscheidend sei am Ende das Vertrauen der Nutzer, so Weidmann. „Meines Erachtens könnte angesichts der Risiken ein schrittweiser Ansatz sinnvoll sein, das heißt ein digitaler Euro mit einer bestimmten Anzahl von Merkmalen und der Möglichkeit, später weitere Funktionen hinzuzufügen.“ Umstritten sind etwa der Einsatz der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) und die Programmierbarkeit des digitalen Euro. Weidmann dämpfte auch die Erwartungen an den Digital-Euro. „Er wird womöglich kein Alleskönner sein“, sagte er.

Weidmann ging in seiner Rede auch auf Sorgen in der Finanzindus­trie ein. Bankkunden könnten ihre Einlagen bei Geschäftsbanken im Falle einer Krise massenhaft in digitales Zentralbankgeld umwandeln, wenn dies nicht durch geeignete Vorkehrungen verhindert werde, sagte Weidmann. Das könne enorme Risiken für die Finanzstabilität und die Umsetzung der Geldpolitik bergen, so der Notenbanker. Auch ein schleichender Mittelabfluss sei denkbar. Die EZB müsse so etwas berücksichtigen – auch wenn er zugleich sagte, dass das nicht bedeute, dass die Banken­ „wie eine bedrohte Art ge­schützt“ werden müssten.