Weidmann verteidigt Bargeld

Bundesbankchef sorgt sich um Vertrauen in den Euro - Große Skepsis hinsichtlich erneuter EZB-Lockerung

Weidmann verteidigt Bargeld

Die Bundesbank hat ihren Geschäftsbericht für 2015 vorgelegt. Der Gewinn erhöhte sich leicht. Bundesbankchef Jens Weidmann nutzte die Vorstellung auch, um etwa in der Bargelddebatte und zum EZB-Kurs Stellung zu beziehen.ms Frankfurt – In der Diskussion über die Abschaffung des 500-Euro-Scheins hat Bundesbankpräsident Jens Weidmann zur Vorsicht gemahnt. “Wir dürfen das Vertrauen in die gemeinsame Währung nicht beschädigen”, sagte Weidmann gestern bei der Vorstellung des Geschäftsberichts der Notenbank (siehe unten stehenden Bericht). Dieses Vertrauen werde beispielsweise beeinträchtigt, wenn eine Frist gesetzt werde, bis zu der der 500er nur noch als gesetzliches Zahlungsmittel akzeptiert wird, sagte Weidmann auf eine Frage nach dieser Option.Der EZB-Rat lässt derzeit von den Fachgremien die Abschaffung der 500-Euro-Banknote durchplanen. Hintergrund sind Einschätzungen von Polizei und Strafverfolgern, dass der Schein in großem Stil für illegale Aktivitäten genutzt wird. Zwar gibt es auch in der Europäischen Zentralbank (EZB) Zweifel. Nicht zuletzt der politische Druck aber scheint so groß, dass die Euro-Hüter wohl aktiv werden (vgl. BZ vom 24. Februar).Weidmann sagte nun, dass große Banknoten durchaus auch Vorteile böten, etwa wenn es darum gehe, in einer Krisensituation die Bargeldversorgung in einer Wirtschaft sicherzustellen. Er machte zudem deutlich, dass eine Abschaffung nicht so einfach zu bewerkstelligen sei, weil der 500-Euro-Schein ein Drittel des Gesamtwerts der umlaufenden Banknoten ausmache. Auf diesen Schein entfallen nur knapp 3,5 % der umlaufenden 18,2 Milliarden Euro-Banknoten, diese machen aber knapp 29 % des Werts von gut 1,06 Bill. Euro aus.Weidmann brachte erneut Bedenken zum Ausdruck, dass mit der Abschaffung des 500-Euro-Scheins wie auch mit einer einheitlichen Bargeldobergrenze in Europa das erhoffte Ziel erreicht werde. Es seien “Zweifel angebracht, ob Terroristen oder Kriminelle wirklich an illegalen Handlungen gehindert werden”. Er warnte zudem, dass es “fatal” sei, wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck entstünde, diese Maßnahmen stellten erste Schritte dar hin zur Bargeldabschaffung. “Es gibt gute Argumente für Bargeld.”Mit Blick auf den weiteren geldpolitischen Kurs der EZB signalisierte Weidmann, dass er nicht überzeugt ist von einem weiteren Handlungsbedarf. EZB-Präsident Mario Draghi hat signalisiert, dass der EZB-Rat bei seiner Sitzung am 10. März den geldpolitischen Kurs überprüfen und womöglich überdenken werde. Weidmann warnte vor “Schwarzmalerei” der Lage. Die Risiken seien zwar gestiegen, die Wirtschaftserholung im Euroraum sei aber intakt. Zugleich relativierte er Sorgen um die gesunkenen Inflationserwartungen und Zweitrundeneffekte der niedrigen Inflation auf die Teuerung. Zudem betonte er, die längerfristigen Risiken und Nebenwirkungen dürften “nicht einfach ausgeblendet werden”. Das gelte für die Finanzstabilität wie auch für die Fehlanreize für Staaten.Entschieden sprach sich Weidmann dagegen aus, eine explizit risikobezogene Geldpolitik im Sinne eines “Risikomanagements” zu verfolgen. Das würde eine tiefgehende Strategieänderung darstellen. Erneut warnte er auch davor, Geldpolitik als “Allheilmittel” zu betrachten. Er kritisierte allerdings, dass die Notenbanken diesen Glauben auch selbst beförderten, etwa indem sie immer wieder in die Bresche springen. Das lässt sich auch als indirekte Kritik an der EZB verstehen.Weidmann stellte sich auch gegen Überlegungen von Wissenschaftlern und Ökonomen, die EZB solle zur Ankurbelung der Wirtschaft direkt Geld an die Konsumenten verteilen – die Idee des “Helikoptergelds”. Das sei zwar theoretisch interessant, aber in der Praxis mit vielen Problemen behaftet und gefährlich. “Ich halte das für falsch”, sagte er. Letztlich handele es sich um eine Art Sozialleistung, die über die Notenbankbilanz finanziert werde. Über eine solche Maßnahme müsse aber demokratisch entschieden werden.