Weihnachtspakete aus China
Robust, robust, stabil, stabil. Praktisch alle wichtigen Indikatoren von Industrieproduktion, Einzelhandel über Anlageinvestitionen bis hin zum Außenhandel zeigen einen erfreulichen Trendverlauf für Chinas Wirtschaft an. Sie wird sich aller Voraussicht nach nun auch im Schlussquartal mit einer stabilen Wachstumsrate bei 6,7 % behaupten. Im scharfen Kontrast zu den Ende letzten Jahres grassierenden Schreckensszenarien zum Entgleisen Chinas und den daran gekoppelten Verwerfungen an den Finanzmärkten erhält die Weltwirtschaftsgemeinde nun also freundlichere Adventsbotschaften aus dem Reich der Mitte.Für das kommende Jahr kann man sich freilich umgehend neue Angstfaktoren herausgreifen, um der chinesischen Wirtschaft Schiffbruch zu prophezeien. Dazu bietet sich in erster Linie der Wohnimmobilienmarkt an, der nach einer Boomphase in diesem Jahr mit schwindelerregenden Preisanstiegen in Chinas führenden Metropolen nun mit Restriktionsmaßnahmen der Regierung wieder abgekühlt werden muss.Bei einigen mag die Angst vor dem Platzen einer Immobilienblase umgehen, aber dass in vor Nachfrage nur so strotzenden Megastädten wie Peking, Schanghai und Shenzhen plötzlich die Preise purzeln, ist ungefähr so wahrscheinlich wie ein jäher Immobiliencrash in New York, London oder Paris. Vielmehr kann man damit rechnen, dass sich eine schleichende Malaise in strukturschwächeren Gebieten einstellt, die auf eher undramatische Weise Immobilieninvestitionen bremst und die Bauaktivität dämpft. Dies gilt es freilich zu kompensieren, um das Wachstumsziel mit einer im Fünfjahresplan implizit verankerten Untergrenze von 6,5 % sicher einzuhalten.Ein Hoffnungsfaktor ist dabei der Außenhandel, der sich zuletzt wieder etwas erholt gezeigt hat. Insgesamt aber stellte eine Schrumpfung der chinesischen Exporte und Importe von knapp 7 % in diesem Jahr einen Abzugsfaktor beim Beitrag zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) dar. Der globale Nachfragetrend und die Abschwächung des Yuan gegenüber dem Dollar stimmen grundsätzlich hoffnungsvoll für Chinas Außenhandel im kommenden Jahr. Der baldige Antritt von Donald Trump als US-Präsident bringt angesichts seiner Kampfansagen zu Handelsthemen freilich einen neuen Unsicherheitsfaktor mit ein. Gerade aber was Handelsströme samt Streitigkeiten um Billigimporte aus China angeht, die auch in der EU die Gemüter bewegen, gilt es eine Trendwende im Auge zu behalten.Chinas Wirtschaft ist vor fünf Jahren in eine Abkühlungsphase übergewechselt, die praktisch durchgehend von einer Deflation der heimischen Erzeugerpreise begleitet wurde. Chinas Exportpreisindex wiederum weist eine extrem enge Korrelation mit den Produzentenpreisen auf. Als weltgrößter Warenexporteur hat China über Jahre hinweg mit der von heimischen Wirtschaftsfaktoren bedingten laufenden Verbilligung seiner Ausfuhren einen in westlichen Ländern nicht zuletzt auch aus geld- und zinspolitischen Erwägungen heraus unwillkommenen Deflationsexport betrieben. Hier geht es wohlgemerkt nicht um Dumpingvorwürfe für einzelne Produkte und Branchen, sondern um ein von Ökonomen vielbeachtetes globales Phänomen. Es wird nicht zuletzt mit Wettbewerbsfähigkeits- und Arbeitsplatzverlusten in westlichen Ländern beziehungsweise den unerwünschten Effekten der Globalisierung in Verbindung gebracht.Seit dem Herbst aber sieht man eine spektakuläre Wende. Chinas Erzeugerpreise haben in den vergangenen Monaten rasch aufgeholt und zeigen seit Oktober positive Teuerungsraten. Zuletzt zogen sie schon stramm um über 3 % an. Die Rohstoffpreissituation, Erfolge bei der Reduzierung von Überkapazitäten in Chinas Schwerindustrie und eine gestärkte Binnennachfrage zeigen Wirkung. Die Experten sind sich einig, dass der Trend anhält. Im kommenden Jahr wird man eine Erzeugerpreisinflation mit Zuwachsraten von 6 % und mehr erleben. Dies wird zwangsläufig auch auf chinesische Exportpreise abfärben und sich in der Weltwirtschaft fortpflanzen.Chinas gnädigerer Konjunkturtrend taucht nicht nur in der von China stark abhängigen deutschen Industrielandschaft die Adventszeit in ein etwas milderes Licht. Auch für leidgeprüfte Zentralbanker in der westlichen Welt, die verzweifelt um monetäre Stimulierung ringen, ist der chinesische Preistrend eine eher gute Botschaft. Auch für Mario Draghi liegt mit Chinas neuestem Exportschlager nun ein äußerst nützliches Geschenk unter dem Weihnachtsbaum.——–Von Norbert HellmannChinas stabilere Konjunktur hilft die Weltwirtschaft zu festigen. Kräftig steigende Erzeugerpreise bereiten zudem Chinas gefürchtetem Deflationsexport ein Ende.——-