Wenig Hoffnung auf rasche konjunkturelle Wende
Wenig Hoffnung
auf rasche Konjunkturwende
Wirtschaftsleistung sinkt 2023 um 0,3 Prozent – Deutschland wird abgehängt
ahe Berlin
Die deutsche Wirtschaft ist im abgelaufenen Jahr wie erwartet leicht geschrumpft. Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ist das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023 nach einem schwachen Schlussquartal um 0,3% gesunken, nachdem 2022 noch ein Wachstum von 1,8% in den Büchern stand. Die Aussichten für das neue Jahr sind nach Einschätzung von Ökonomen zudem trübe.
Alles in allem sei 2023 ein schwacher Konjunkturjahrgang gewesen, hieß es bei den Analysten der LBBW. „Für 2024 sieht es keineswegs besser aus. Deutschland ist derzeit in einer Stagnation gefangen.“ Nach Angaben der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) deuten auch erste Rückmeldungen einer neuen Konjunkturumfrage unter Unternehmen darauf hin, dass die Wirtschaftsleistung 2024 auf der Stelle treten dürfte. „Sogar ein Verharren in der Rezession ist noch im Bereich des Möglichen“, erklärte die Kammer. Auch das Bundeswirtschaftsministerium räumte am Montag ein, dass aktuelle Frühindikatoren noch nicht auf eine rasche konjunkturelle Erholung hindeuteten.
Destatis, das wie üblich keine Prognose für das gerade angebrochene Jahr abgab, begründete den Rückgang der Wirtschaftsleistung mit den nach wie vor hohen Preisen, insbesondere im Energiebereich, den ungünstigen Finanzierungsbedingungen und der schwachen Nachfrage aus dem In- und Ausland. „Schon jetzt sieht es für 2024 nach einem erneut verlorenen Wachstumsjahr aus“, monierte Alexander Krüger, der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. „Je länger ein Politikwechsel ausbleibt, desto schwieriger wird ein Trendwechsel werden.“
Nach Einschätzung von Ulrich Kater von der DekaBank sind die Folge dieser Situation Verteilungskämpfe, wie sie gerade auf Deutschlands Straßen und Schienen stattfänden. „Deutschland ist gefangen im konjunkturellen Niemandsland“, so Kater. Keine der Eurozonen-Volkswirtschaften sei so schwach aus der Coronazeit gekommen wie Deutschland. Destatis-Präsidentin Ruth Brand verwies ebenfalls darauf, dass Deutschland im internationalen Vergleich auch gegenüber den großen Volkswirtschaften wie den USA oder China 2023 voraussichtlich deutlich zurückgeblieben sei.
Der Arbeitsmarkt zeigte sich allerdings in der schwierigen Situation weiterhin robust. Die durchschnittliche Zahl der Erwerbstätigen erreichte mit knapp 46 Millionen einen neuen Höchststand. Nach Einschätzung von Analysten nährt dies die Hoffnung, dass im laufenden Jahr der private Konsum die Wirtschaft wieder ankurbeln könnte. Positiv entwickelte sich auch das Finanzierungsdefizit des Staates, das um 14 Mrd. auf knapp 83 Mrd. Euro sank. Die Defizitquote sank auf 2,0% des BIP. Die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben des Staates wurde etwas kleiner, da die Ausgaben um 3,6% auf nun knapp 2,0 Bill. Euro kletterten, die Einnahmen aufgrund von höheren Sozialbeiträgen aber sogar um 4,6%.