Wetterchaos verhagelt Briten die Stimmung

Schwächeres Wachstum im Auftaktquartal erwartet

Wetterchaos verhagelt Briten die Stimmung

hip London – Ungewöhnlich schlechtes Wetter hat dafür gesorgt, dass sich die Stimmung im britischen Dienstleistungsgewerbe im März stärker eingetrübt hat als erwartet. Der Markit/CIPS-Einkaufsmanagerindex für die in Großbritannien dominante Branche fiel von 54,5 Punkten im Februar auf 51,7 Punkte. So schlecht war die Laune in der Branche zuletzt im Juli 2016, unmittelbar nach dem Votum der Briten für den EU-Austritt. Ökonomen hatten im Schnitt lediglich einen Rückgang auf 54,0 Punkte auf der Rechnung. Alle aktivitätsbezogenen Subindizes deuteten nach unten, insbesondere die zu den Geschäftserwartungen und zum Neugeschäft. Allerdings deuten erst Zählerstände unter 50 auf eine Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivität hin. Die Dienstleistungsbranche trägt vier Fünftel zum britischen Bruttoinlandsprodukt bei. Der Composite-Index aus Bau, verarbeitendem Gewerbe und Dienstleistungen ging im März von 54,5 auf 52,5 Punkte zurück. Bankvolkswirte hatten dagegen 54,0 Punkte angesetzt. “Die britische Wirtschaft ist im März eingefroren”, sagte Chris Williamson, Chefökonom bei IHS Markit. Der stärkste Schneefall seit vielen Jahren habe vielerorts für Störungen und Unterbrechungen gesorgt und werde sich negativ auf das Wachstum im ersten Quartal auswirken. Die Daten deuteten darauf hin, dass es sich von 0,4 % im Schlussquartal 2017 auf 0,3 % abgeschwächt habe. Die Barclays-Ökonomen Fabrice Montagne und Sreekala Kochugovindan sehen da noch Abwärtspotenzial. Ihnen machen die schwachen Erwartungen an das künftige Geschäft Sorgen, die mittlerweile weit unter dem langjährigen Durchschnitt lägen. Das könne die optimistische Wachstumsprognose der Bank of England in Frage stellen, schreiben sie in einer ersten Einschätzung. Allerdings dürften auch schwache kurzfristige Daten die Notenbank nicht davon abhalten, den Leitzins noch einmal, wenn nicht zweimal zu erhöhen.Aus Sicht von Williamson lässt sich der jüngste Rückgang der Indizes mit früheren Monaten vergleichen, in denen viel Schnee gefallen sei. Er werde deshalb wenig daran ändern, für wie gesund die Geldpolitiker der Zentralbank die Volkswirtschaft hielten. Die Hinweise auf solides Beschäftigungswachstum und anhaltend hohen Kostendruck ließen den weithin erwarteten Zinsschritt im Mai weiterhin möglich erscheinen. “Um der Mehrheit der Geldpolitiker das Gefühl zu geben, dass die Wirtschaft für einen weiteren Zinsschritt bereit ist, wäre wohl eine starke Erholung nötig”, sagte er. In den Monaten Januar und Dezember 2010 hätten die Indizes schneebedingte Einbrüche im jeweiligen Folgemonat mehr als wettgemacht. Vorsicht sei jedoch angebracht.