Wie andere Länder mit den Lockerungen umgehen
USA
In den USA sind die täglichen Neuinfektionen auf unter 180000 gefallen. Das sind 75% weniger als noch Mitte Januar. Die täglichen Todesfälle haben sich bei knapp unter 2500 stabilisiert. Weniger als 100000 an Corona erkrankte Menschen liegen im Krankenhaus, ein Rückgang von fast einem Drittel seit Anfang Februar. Der allgemein positive Trend hat mittlerweile in vielen US-Staaten zu Lockerungen der Kontaktbeschränkungen geführt.
Zwar gilt die Impf- und Maskenpflicht weiter für Beschäftigte im Gesundheitswesen und in vielen Bereichen des öffentlichen Diensts. In Geschäften und Restaurants gilt meist Maskenpflicht. Die Vorschriften werden aber nur selten strikt eingehalten. Mittlerweile sind 64% der Amerikaner doppelt geimpft. Experten erwarten einen nur mehr geringfügigen Anstieg der Quote wegen der zunehmenden Politisierung der Pandemie. Präsident Joe Bidens Bemühungen, eine allgemeine Impfpflicht einzuführen, ist am Widerstand der Gerichte und etlicher republikanischer Gouverneure gescheitert.
Japan
In Japan zeichnet sich eine Lockerung der Pandemie-Einschränkungen ab. Zwar hat Premierminister Fumio Kishida erst am vergangenen Donnerstag den sogenannten „Quasi-Notstand“ für Tokio sowie ein Dutzend weitere Präfekturen bis zum 6. März verlängert. Aber die sechste und bislang stärkste Coronawelle mit über 100000 täglichen Neuinfektionen scheint ihren Höhepunkt überschritten zu haben. Am Sonntag gab es landesweit 77000 neue Fälle, das sind 13% weniger als acht Tage zuvor. Zugleich waren die Krankenhäuser geringer ausgelastet als während der letzten Welle im Sommer 2021, so dass die Regierung ausdrücklich keinen offiziellen Notstand verhängte. Am Wochenende signalisierte Kishida bereits, den strengen Einreisestopp für Ausländer zu lockern. Damit reagierte der Premier auf den starken Druck der japanischen Industrieverbände und Universitäten sowie die Kritik von ausländischen Handelskammern. Knapp 400000 Studenten, entsandte Arbeitskräfte und Forscher warten derzeit auf ihre Einreise.
Großbritannien
Großbritanniens Premierminister Boris Johnson hat angekündigt, die in England nach der weitgehenden Lockerung noch verbliebenen Restriktionen zum Monatsende aufzuheben. Dazu gehört auch die rechtsverbindliche Pflicht zur Selbstisolation nach einem positiven Test. In Schottland und Wales werden die Restriktionen noch länger beibehalten. Johnson wird unterstellt, mit allen Mitteln vom Skandal um Partys während des Lockdowns 2020 ablenken zu wollen. Die Epidemiologin Irene Peterson vom University College London hat eine andere Erklärung: Es sei besser, jetzt höhere Neuinfektionszahlen in Kauf zu nehmen. Dann komme man auf eine Immunität von mehr als 95% in der Bevölkerung, bevor der Schutz durch die Booster-Impfungen nachlasse. Mittlerweile sind zwei Drittel der Briten ab 12 Jahren dreimal geimpft. Die Zahl der Neuinfektionen liegt bei ca. 60000 pro Tag. Die Impfpflicht für Mitarbeiter des öffentlichen Gesundheitswesens NHS ist nach lautstarken Protesten einer kleinen Minderheit von Impfunwilligen vom Tisch.
Frankreich
In Frankreich scheint der Höhepunkt der fünften Welle überschritten zu sein. Die Zahl der Neuinfektionen ist vorige Woche auf durchschnittlich 135770 pro Tag gesunken, die Sieben-Tage-Inzidenz auf 1626. 78,9% der Bevölkerung sind vollständig geimpft. Ab Mittwoch sollen erste Lockerungen in Kraft treten. So dürfen im Nahverkehr, in Stadien und Kinos wieder Speisen und Getränke verzehrt werden. Nachdem die Maskenpflicht im Freien bereits am 2. Februar aufgehoben wurde, soll sie ab dem 28. Februar auch in geschlossenen Räumen, in denen der der deutschen 2G-Regel entsprechende Impfpass erforderlich ist, wegfallen. Ausgenommen sind Bus und Bahn. Für Schulen sollen die Regeln nach den Winterferien weiter gelockert werden. Vollständig Geimpfte, die von außerhalb der EU einreisen, müssen keinen PCR-Test mehr vorweisen. Das Ende des Impfpasses stellt die Regierung für Ende März, Anfang April in Aussicht. Damit er bis dahin gültig bleibt, muss spätestens vier Monate nach der zweiten Impfung eine Auffrischung erfolgen.
Schweden
Mitte vergangener Woche bildeten sich lange Schlagen vor Clubs in Stockholm: Schwedens Regierung hatte alle Beschränkungen für Diskotheken, Bars und Restaurants aufgehoben. Die Masken sind gefallen. Schweden war in der Pandemie anfangs einen viel beachteten und kritisierten Sonderweg gegangen, indem es die Einschränkungen vergleichsweise gering hielt. Insofern scheint es nur konsequent, dass die Schweden beim Übergang in die postpandemische Phase voranpreschen.
Damit sind sie unter ihren nordeuropäischen Nachbarn freilich in guter Gesellschaft. Denn auch andere skandinavische Länder lockern dieser Tage oder haben dies bereits getan: In Dänemark gelten schon seit zwei Wochen praktisch keine Einschränkungen mehr. Auch Norwegen hat umfassend gelockert. Anfang dieser Woche hat Finnland nachgezogen: Seit Montag dürfen etwa Restaurants und Kneipen länger öffnen. Ganz so weit wie Schweden und Co. gehen die Finnen allerdings noch nicht: Komplett fallen sollen Beschränkungen Anfang März.
Israel
Israel hat den Höhepunkt der Omikron-Welle Ende Januar überschritten. Die Zahl der Neuinfektionen nimmt seitdem Tag für Tag ab. Der R-Wert, der angibt, wie viele Menschen ein Kranker im Durchschnitt infiziert, liegt bei etwas über 0,8. Doch die Situation ist längst nicht so gut, wie sie klingt: Zwar gilt Omikron als weniger gefährlich als andere Coronamutanten. Doch durch die seit Wochen gelockerten Coronabedingungen – etwa den Wegfall des Grünen Passes in der Gastronomie – breitet sich das Virus unter Älteren aus und sorgt dort für schwere Krankheitsverläufe. Denn auch beim Impfweltmeister Israel sind 10% der über 60-Jährigen ungeimpft – und das obwohl seit Ende Dezember gar die vierte Spritze, also eine zweite Booster-Impfung angeboten wird. Laut Regierungsdatenbank haben 7% der Bevölkerung diese bereits bekommen. Nach wie vor sind jedoch knapp 29% ungeimpft. Und der Schutz der ersten Impfungen lässt öffentlichen Mutmaßungen des israelischen Gesundheitsministers, Nitzan Horowitz, zufolge nach.