Wieder auf Wachstumskurs
Die konjunkturelle Belebung kommt in Deutschland schneller und kräftiger voran als gedacht: Das Ifo-Geschäftsklima stieg um 1,8 Zähler auf 104,2 Punkte – und übertraf dabei die Markterwartungen deutlich. Manche Beobachter halten deshalb ihre bisherigen Wachstumsprognosen bereits für zu pessimistisch.lz Frankfurt – Erstaunlich schnell scheint die deutsche Wirtschaft nach dem jüngsten Abschwung wieder Tritt zu fassen und auf Wachstumskurs einzuschwenken. Wie das Ifo-Institut auf der Basis von 7 000 Unternehmensmeldungen berichtet, ist der Geschäftsklimaindex nun bereits zum dritten Mal in Folge gestiegen, was einer Faustregel zufolge eine Wende zum Besseren signalisiert. Zudem war der Anstieg auch noch stärker als erwartet.Das vielbeachtete Konjunkturbarometer steht nun bei 104,2 Punkten – mit 103 Punkten hatten Ökonomen gerechnet. “Die deutsche Wirtschaft startet hoffnungsvoll ins neue Jahr”, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Noch im Schlussquartal 2012 war das Bruttoinlandsprodukt nach einer vorläufigen Schätzung der Bundesstatistiker um 0,5 % geschrumpft – so stark wie seit dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise 2009 nicht mehr. Der Einbruch wurde auf die Ansteckungseffekte durch die Euro-Schuldenkrise zurückgeführt.Vor allem die Erwartungshaltung der Unternehmen hellte sich zwischenzeitlich grundlegend auf. Die Aussichten auf die kommende Geschäftsentwicklung werden nun sehr positiv eingeschätzt. Die sogenannte Erwartungskomponente des Index verbesserte sich um 2,5 auf 100,5 Punkte. Demgegenüber nimmt sich das Plus bei der Lagebeurteilung von 0,9 auf 108 Zähler fast schon bescheiden aus. “Der Optimismus kehrt zurück”, bewertet Ifo-Chef Sinn diese Entwicklung.Im Grunde genommen wurde die positive Entwicklung von drei Impulsen herbeigeführt: Erstens sind die globalen Frühindikatoren angestiegen, und in diesem Zusammenhang ist auch die chinesische Wirtschaft wieder in Tritt gekommen. Das lässt auf bessere Auslandsgeschäfte hoffen. Zweitens hat die Konsumnachfrage im Zuge der deutlich gestiegenen Tariflöhne und der Ausweitung der Beschäftigung kräftig zugelegt, was den heimischen Absatz ankurbeln wird. Und drittens scheint sich nach der Beruhigung auf den Finanzmärkten die aus der Euro-Krise herrührende Verunsicherung langsam wieder zu verziehen.Nach Schätzungen der DekaBank hat die Euro-Verunsicherung der deutschen Wirtschaft im vergangenen Jahr immerhin 0,8 Prozentpunkte an Wachstum gekostet, weil Unternehmen ihre Investitionspläne zusammengestrichen und die Lagerbestände abgebaut hätten. Umgekehrt wird deshalb mit der stimmungsmäßigen Kehrtwende jetzt mit einer Rückkehr der Investitionen gerechnet, was dem Wachstum zusätzliche Impulse geben könnte.Das Ifo-Geschäftsklima sei auf einen Aufwärtstrend eingeschwenkt, schreibt Andreas Scheurle von der DekaBank. Zwar gebe es keine Garantie dafür, wie langlebig dieser Trend sein werde. Doch die Chance, dass es gelingen könne, im Jahresverlauf einen positiven Nachrichtenfluss zu bekommen, sei schon lange nicht mehr so groß gewesen wie in der gegenwärtigen Phase.Auch der Chefvolkswirt der KfW-Bankengruppe, Jörg Zeuner, rechnet mit einer weiteren Aufhellung der Lage: “Sobald die Unternehmen die Investitionsbremse lösen, fließt deutsche Ersparnis auch wieder in deutsche Projekte.” Der Eurozone könne dies auf dem begonnenen Weg aus der Rezession nur helfen. Denn der deutsche Exportüberschuss werde dann schrumpfen.Nach Ansicht der Postbank wird die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland womöglich sogar “besser verlaufen als vor kurzem erwartet”. Deutschland könnte abermals die Rolle des konjunkturellen Zugpferdes in der Eurozone einnehmen.Doch ob die Wachstumsdynamik stark genug sein wird, um deutliche Impulse auch für den Rest in Europa zu setzen, daran zweifeln die Experten der Fondsgesellschaft Pimco. Zumal die Indikatoren in wichtigen Ländern wie Großbritannien und Frankreich eher noch tiefer in den negativen Bereich weisen. Die Aussichten für Deutschland heben sich davon deutlich ab: “Die Talsohle scheint durchschritten”, betont Thomas Gitzel, der Chefökonom der Liechtensteiner VP Bank. Die Lage habe sich “sichtbar stabilisiert – nicht zuletzt aufgrund der Unterstützung durch die EZB”.