LEITARTIKEL

Willkommen im Club

Es ist vollbracht. Der chinesische Yuan ist seitens des Internationalen Währungsfonds (IWF) für würdig befunden worden, in den offiziellen Währungskorb einzugehen, aus dem die sogenannten Sonderziehungsrechte gebildet werden. Im Herbst nächsten...

Willkommen im Club

Es ist vollbracht. Der chinesische Yuan ist seitens des Internationalen Währungsfonds (IWF) für würdig befunden worden, in den offiziellen Währungskorb einzugehen, aus dem die sogenannten Sonderziehungsrechte gebildet werden. Im Herbst nächsten Jahres wird der Yuan mit einer Gewichtung weit hinter Dollar und Euro, aber knapp vor Yen und britischem Pfund in den IWF-Korb aufgenommen und gehört fortan zum erlauchten Kreis der internationalen Reservewährungen. Für Peking markiert dieser Status eine extrem wichtige Etappe in der laufenden Agenda zu marktwirtschaftlichen Reformen und Öffnung des Kapitalmarktes. Er gilt aber auch als Zeichen einer stärkeren wirtschaftspolitischen Einbindung Chinas in die internationale Staatengemeinde und deren wichtigste Koordinationsmechanismen, die noch viel Aufbauarbeit erfordert.China ist es alles andere als leicht gefallen, Aufnahme in den exklusiven Club der IWF-Reservewährungen zu finden, zumal Anpassungen des Währungskorbs nur alle fünf Jahre stattfinden. Im Jahr 2010 hatte Peking erstmals einen entsprechenden Antrag gestellt und war sicherlich zu Recht abgeblitzt. Damals war zwar Chinas Aufstieg zu einer führenden Wirtschaftsnation bereits programmiert, die Einsatzfähigkeit des Yuan war aber angesichts eines rigiden Wechselkurssystems und einer starken Kapitalverkehrsabschottung nicht überzeugend genug, um den Yuan zu einem offiziellen Reservemedium für die Zentralbanken-Community zu machen.Seit dem Dekadenwechsel und vor allem in den vergangenen drei Jahren unter der Regierung von Staatspräsident Xi Jinping und Premier Li Keqiang aber findet man eine energischere und zielstrebigere Reformbereitschaft vor. Sie zeigt Perspektiven für die Anpassung des chinesischen Wirtschaftsmodells auf, aus der sich auch eine ernsthafte Bereitschaft einer schleichenden Integration des führenden Schwellenlands in das weltweite Finanzsystem erkennen lässt. Dabei hat die Aussicht auf den Status einer offiziellen Reservewährung und damit einer Art internationalen Legitimität der chinesischen Währung enorme Kräfte freigesetzt, um auch innerhalb des chinesischen Machtzirkels eine klare Stoßrichtung und Prioritätensetzung für die laufende chinesische Finanzreformagenda zu finden. Vor diesem Hintergrund muss man die technische Frage, ob der Yuan nach den Maßstäben des IWF bereits heute genügend “freie Verwendbarkeit” findet, um als Reservewährung zu fungieren, sicherlich etwas relativieren. Es handelt sich um eine diplomatisch überformte Entscheidung, bei der es letztlich darum geht, eine wirtschaftliche und politische Realität zu akzeptieren, nämlich dass China eine Bedeutung für die Weltökonomie einnimmt, die gerade auch im Kontext des IWF nach fortschreitender Integration und nicht nach Ausgrenzung schreit. Eine Zurücksetzung seitens des IWF und neuerliche Wartepause von fünf Jahren hätte sicher zu einer Drosselung des chinesischen Reformtempos und zu einer verzögerten Kapitalmarktöffnung geführt.Nun aber, da der Teppich ausgerollt ist und dem Yuan zum 1. Oktober 2016 die Mitgliedschaft in einem sehr exklusiven Club gewährt wird, gilt es freilich darauf zu pochen, dass der Neuling den strengen und aufwendigen Regeln und Usancen dieser Gemeinschaft auch mit aller Ernsthaftigkeit nachkommt. Im kommenden Jahr, da die Vorbereitungen auf die Anpassungen des IWF-Währungskorbes laufen und China gleichzeitig die Präsidentschaft in der Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer übernehmen wird, braucht es nicht Lippenbekenntnisse, sondern sehr konkrete Fortschritte bei der Öffnung des heimischen Kapitalmarkts, um der anspruchsvollen künftigen Klientel von Zentralbanken und Staatsfonds vernünftige Anlagemöglichkeiten in Yuan-Assets zu bieten. Dazu bedarf es aber nicht nur Fortschritten in Sachen “Rules and Regulations”, sondern auch bei der Finanzmarktkommunikation.Hier darf sich vor allem auch die chinesische Zentralbank, auf deren Engagement und konstruktivem Miteinander mit dem IWF-Stab der diesmalige Erfolg Chinas wesentlich mitberuht, angesprochen fühlen. Als Mitglied im neuen Club muss sie wesentlich offensiver und offener ihre geldpolitische Linie dokumentieren und wichtige Entscheidungen (wie etwa zuletzt den Abwertungsschritt im August) erklären. Nur so kann die Aufnahme des Yuan in den IWF-Korb dazu beitragen, tatsächlich mehr Stabilität und Balance in das Weltwährungsgefüge zu bringen.——–Von Norbert HellmannDer chinesische Yuan stößt in den Kreis der internationalen Reservewährungen vor. Es gibt aber noch viel zu tun, damit der Yuan diesen Status tatsächlich verdient. ——-