ANGST VOR EINEM WÄHRUNGSKRIEG - IM INTERVIEW: JOACHIM FELS

"Wir befinden uns im ,kalten` Währungskrieg"

Der Pimco-Chefökonom über Dollar, Yuan und Euro

"Wir befinden uns im ,kalten` Währungskrieg"

Herr Fels, die Fed und die EZB überbieten sich mit geldpolitischer Lockerung, China lässt den Yuan abwerten und US-Präsident Donald Trump wettert gegen den zu starken Dollar: Sind wir nun im Währungskrieg angekommen?Im Währungskrieg befinden wir uns schon seit Jahren, er wird nur gerade wieder intensiver. Allerdings ist es bisher eher ein “kalter” Währungskrieg, der mit Tweets, Zinssenkungen, Negativzinsen und Wertpapierkäufen geführt wird. Noch hat ja keine Seite Devisen angekauft, um so die eigene Währung zu schwächen – das wäre dann der offene Währungskrieg. Ein solcher ist nach den jüngsten Äußerungen des US-Präsidenten jedoch auch nicht mehr auszuschließen. Solche unilateralen Interventionen der USA gegen den Willen anderer Regierungen und Notenbanken wären beispiellos und würden für enorme Volatilität an den Finanzmärkten sorgen. Die USA haben China nun offiziell als Währungsmanipulator gebrandmarkt – zum ersten Mal seit 25 Jahren. Zu Recht?Ja und Nein. Ja, China lässt den Wechselkurs in der Tat nicht frei schwanken, sondern managt ihn mit Hilfe von Kapitalverkehrsbeschränkungen und Devisenmarktinterventionen. Früher nannte man diese Art von Wechselkursmanagement die “Schlange im Tunnel”. Nein, weil der Renminbi ironischerweise ohne diese Interventionen nicht stärker, sondern schwächer wäre, denn wegen privater Kapitalabflüsse herrscht Abwertungsdruck. Die chinesische Währung ist also eher überbewertet als unterbewertet! Braucht es ein neues Bekenntnis auf globaler Ebene gegen Abwertungswettläufe? Was halten Sie von einer stärkeren Koordination der wichtigsten Zentralbanken?Mit einem Bekenntnis gegen Abwertungswettläufe und/oder zu mehr Koordination auf globaler Ebene ist es nicht getan. Die Geldpolitik muss ja dann auch dazu passen und abgestimmt werden. Der EZB-Rat und der Offenmarktausschuss der Fed haben schon oft Schwierigkeiten, sich intern zu einigen. Wie soll das dann zwischen Notenbanken funktionieren, zumal wenn alle Seiten unterschiedliche wirtschaftliche Gegebenheiten und Interessen haben? Ist die Dominanz des Dollar als Weltleitwährung und damit die globale Abhängigkeit vom Dollar ein Problem für das Weltfinanzsystem und die Weltwirtschaft? Braucht es eine stärker multipolare Währungsordnung?Die Dominanz des Dollars als Transaktionswährung und Reservewährung ist historisch gewachsen und hat gute wirtschaftliche Gründe – niedrigere Transaktionskosten im Außenhandel und bei internationalen Finanztransaktionen sowie ein tiefer Dollar-Kapitalmarkt für die Anleger. Die Kehrseite ist, dass der Dollar-Kurs und die Dollar-Zinsen global stärker durchschlagen. Wem das nicht gefällt, der muss eine gute Alternativwährung finden oder anbieten. Da wird es dann schwierig, denn der Euro ist nicht völlig krisenfest und der Renminbi ist nicht voll konvertibel. Was sollten die Europäer tun, um die internationale Rolle des Euro zu fördern?Mir ist nicht klar, warum man das tun sollte, es sei denn, man will den Seigniorage-Gewinn der Notenbank erhöhen. Aber wenn man den Euro zu einem ernsthaften Konkurrenten des Dollar als Weltwährung machen wollte, dann müsste man ihn absichern mit einer Bankenunion, einer Kapitalmarktunion und einer Fiskalunion. Ich höre aber, dass es da gerade in Deutschland gewisse Widerstände gibt. Die Fragen stellte Mark Schrörs.