IM GESPRÄCH: KLAUS-PETER NAUMANN, IDW

"Wir brauchen ein ausgewogenes Modell"

Institut der Wirtschaftsprüfer warnt vor hohen bürokratischen Belastungen bei Umsetzung der EU-Pläne

"Wir brauchen ein ausgewogenes Modell"

Von Andreas Heitker, BrüsselDas Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland (IDW) sieht auf Steuerzahler und ihre Berater hohe zusätzliche bürokratische Belastungen zukommen, sollte der Gesetzentwurf der EU-Kommission zu den Finanzintermediären umgesetzt werden. “Bei den Kommissionsvorschlägen stellt sich die Frage der Angemessenheit”, hob Vorstandssprecher Klaus-Peter Naumann im Gespräch mit der Börsen-Zeitung hervor.Er kritisierte, dass unter anderem das Problem der wirtschaftlichen Doppelbesteuerung keine Rolle in dem Gesetzesentwurf spielt. “Um die Probleme im heutigen System zu lösen, kann es ja nicht nur darum gehen, Schlupflöcher zu schließen”, betonte Naumann. Eine mögliche Einbeziehung von Abschlussprüfern in die neuen Regeln wäre nach seinen Worten zudem “völlig systemfremd” und würde nicht zum Anspruch einer frühzeitigen Offenlegung passen. “Außerdem sind Abschlussprüfer ja nicht der verlängerte Arm der Finanzverwaltung.”Naumann räumte in dem Gespräch zwar ein, dass es durchaus noch fehlende Abstimmungen zwischen nationalen Steuergesetzen gibt. “Und man muss anerkennen, dass es manchmal eine kreative Auslegung dieser Gesetze durch Unternehmen und ihre Berater gibt”, sagte er. Daher sei es durchaus nachvollziehbar, dass die EU-Kommission jetzt versuche, diese Probleme anzugehen. Man müsse aber auch den rechtlichen Rahmen beachten. “In Deutschland sind Steuerberater gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Mandanten umfassend über steueroptimale Gestaltungsmöglichkeiten zu beraten”, betonte Naumann. Ansonsten könnten sie sich schadenersatzpflichtig machen, wie der Bundesgerichtshof entschieden hat. “Dies wissen viele ja gar nicht.”Bei einer Umsetzung der Brüsseler Vorschläge rechnet der Verband, der etwa 13 000 Wirtschaftsprüfer und Prüfungsgesellschaften vertritt und damit gut 80 % dieses Marktes in Deutschland repräsentiert, mit deutlich mehr Vorabanfragen bei den Finanzämtern. Die Unternehmen würden klären wollen, ob sie bestimmte Steuermodelle nutzen könnten oder nicht. In den Behörden müssten nach den Worten von Naumann dann aber auch “Kapazitäten und Bereitschaft vorhanden sein, in einer angemessen kurzen Frist verbindliche und kostenlose Auskünfte zu geben”. Auch die Unternehmen brauchten schließlich Transparenz und Rechtssicherheit.Naumann forderte daher “ein Kooperationsmodell”, in dem sowohl die Unternehmen als auch die Finanzverwaltungen und der Gesetzgeber ihren Beitrag leisteten. Es gehe um ein faires Miteinander. “Wir brauchen ein ausgewogenes Modell, damit auch in den Unternehmen das Gefühl vorherrscht, einer fairen und angemessenen Besteuerung zu unterliegen.”