Wirtschaft beendet Wachstumsflaute
Sowohl die deutsche als auch die europäische Wirtschaft haben im ersten Quartal wieder Fahrt aufgenommen. Die Binnennachfrage, insbesondere der private Konsum, hat sich dabei erneut als Wachstumsstütze erwiesen.ba Frankfurt – Kräftig gestiegene Investitionen und ausgabefreudige Verbraucher haben im ersten Quartal dafür gesorgt, dass die deutsche Wirtschaft nach der Schwächephase des vergangenen Halbjahres wieder auf Wachstumskurs zurückgekehrt ist. Angesichts der weiter bestehenden Risiken warnen Ökonomen und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier vor zu viel Euphorie. Das Wachstum im ersten Quartal sei ein Lichtblick – gleichwohl sei das “sicherlich noch kein Grund zur Entwarnung”, so Altmaier vor der Presse in Berlin. Er sehe große Chancen, dass wir auch in diesem Jahr Wachstum haben werden. Die stark exportabhängige deutsche Wirtschaft werde ihre Schwächephase aber erst nachhaltig überwinden, wenn sich das außenwirtschaftliche Umfeld wieder etwas aufhelle und die Verunsicherung abnehme. Noch seien die internationalen Handelskonflikte ungelöst, warnte Altmaier. Aber auch die drohenden US-Zölle auf europäische Autos sowie der immer noch ungewisse Brexit-Ausgang zählen zu den Risikofaktoren.Im Zeitraum Januar bis März ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zufolge preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,4 % gestiegen. Ökonomen hatten dies auch im Schnitt so erwartet, nachdem das BIP im dritten Quartal 2018 mit -0,2 % erstmals seit 2015 geschrumpft war und es im Schlussabschnitt nur zu einer Stagnation gereicht hatte. Im Vergleich zum Vorjahresquartal hat das BIP preis- und kalenderbereinigt 0,7 % zugelegt. Details zum BIP veröffentlicht Destatis erst am 23. Mai, anlässlich der Schnellmeldung geben die Wiesbadener Statistiker aber stets erste Hinweise. So kamen die positiven Impulse im Vorquartalsvergleich vor allem aus dem Inland. “In Bauten und in Ausrüstungen wurde deutlich mehr investiert”. Aber auch die privaten Konsumausgaben legten kräftig zu, wohingegen die Konsumausgaben des Staates rückläufig waren. Gemischte Signale kamen laut Destatis von der außenwirtschaftlichen Entwicklung, da sowohl die Exporte als auch die Importe im Vergleich zum Vorquartal zulegten. Nur verhaltene ReaktionenÖkonomen äußerten sich nur verhalten optimistisch zu den gestern veröffentlichten Daten. “Das recht starke Wachstum markiert noch nicht das Ende des Abschwungs”, mahnte etwa Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Denn es sei von der ungewöhnlich milden Witterung begünstigt, die die Bauinvestitionen seiner Schätzung zufolge um 3,5 % steigen hat lassen. Für das BIP bringe dies 0,3 %. Entfalle im zweiten Quartal der positive Wettereffekt, dürfte das BIP im Zeitraum April bis Juni “lediglich stagnieren, vielleicht sogar schrumpfen”. “Eine schwache Industrieproduktion bei einem gleichzeitig anhaltenden Auftragsschwund lassen erahnen, dass der ordentliche BIP-Zuwachs nicht mehr als ein Strohfeuer war”, sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Die Industrie ist derzeit das Sorgenkind der deutschen Wirtschaft. Allianz-Ökonomin Katharina Utermöhl sieht auch im starken Lageraufbau “Potenzial für eine negative Korrektur in den kommenden Quartalen”. Mit einer Besserung rechnen Ökonomen frühestens im dritten Quartal. Spanien stützt Euro-BIPAber auch die Wirtschaft der Eurozone hat weiter mit Gegenwind zu kämpfen. Es gebe zwar Anzeichen dafür, dass innerhalb des Währungsraums einige der bremsenden Ursachen abklingen würden, globale Faktoren würden sich aber belastend auswirken, sagte EZB-Direktor Benoît Coeuré gestern laut Redetext in Paris. Die Gefahr des Protektionismus und die Verwundbarkeiten in den Schwellenländern drückten die Stimmung in der Wirtschaft. Im ersten Quartal ist die Euro-Wirtschaft um 0,4 % gewachsen, wie das Statistikamt Eurostat nun mitteilte und damit die Erstschätzung bestätigte. Im Vergleich zu den USA schwächelt die Euro-Wirtschaft weiter: Dort legte das BIP im Startabschnitt 0,8 % zu. Unter den größten Volkswirtschaften des Euro-Währungsraums erweist sich abermals Spanien als Zugpferd. Italien hat mit einem Plus von 0,2 % die Rezession hinter sich gelassen.