Gipfel ohne Ergebnisse

Wirtschaft drängt Ampel zum schnellen Handeln

Die Wirtschaft drängt die Ampel dazu, sich endlich auf gemeinsame wachstumsstärkende Maßnahmen zu einigen. Vor allem die Autoindustrie befürchtet Arbeitsplatzverluste.

Wirtschaft drängt Ampel zum schnellen Handeln

Wirtschaft drängt Ampel zum schnellen Handeln

Gipfel ohne Ergebnisse – Massiver Jobabbau besonders in der Autobranche befürchtet

ahe Berlin

Die deutsche Wirtschaft erhöht den Druck auf die Bundesregierung, rasch weitere wachstumsstärkende Maßnahmen umzusetzen. „Wir brauchen jetzt Standortpolitik“, betonte die Präsidentin des Automobilverbands VDA, Hildegard Müller, bei der Vorstellung einer Prognos-Studie. In dieser wird bis 2035 der Verlust von weiteren 140.000 Arbeitsplätzen allein bei den deutschen Autobauern prognostiziert.

Arbeitgeber-Präsident Rainer Dulger betonte in Berlin, die Ampel müsse jetzt nach dem politischen Schaulaufen ins Handeln kommen. Nach Einschätzung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ist auch 2025 kein Wachstum zu erwarten. „Die deutsche Wirtschaft verliert den Anschluss“, warnte Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.

FDP-Gipfel in überschaubarer Runde mit Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft. Von links: Reinhold von Eben-Worlée, Verband Familienunternehmer, FDP-Fraktionschef Christian Dürr, Finanzminister Christian Lindner (FDP), Jörg Dittrich, Präsident Zentralverband des Deutschen Handwerks, DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben (Foto: picture alliance / dts-Agentur)

Dulger, Wansleben und weitere Spitzenvertreter der Verbände hatten am Dienstag in Berlin an einem Wirtschaftsgipfel der FDP teilgenommen, der erwartungsgemäß ohne konkrete Ergebnisse geblieben war. Anschließend hatte Olaf Scholz zu einem Industriegipfel im Bundeskanzleramt geladen. An diesem nahmen die Gewerkschaften, der BDI sowie die Chefs der großen Autobauer teil, darunter auch der Vorstandsvorsitzende des kriselnden VW-Konzerns. VDA-Präsidentin Müller warnte vor dem Treffen, ein verlorenes Jahr bis zur Bundestagswahl könne man sich nicht leisten.

Scholz wollte sich nach dem Treffen, zu dem Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nicht eingeladen war, nicht äußern. Finanzminister Christian Lindner verwies nach dem FDP-Gipfel darauf, dass die Ampel in den nächsten Wochen allein schon wegen der Zeitplanung für den Haushalt 2025 zu einer gemeinsamen Position finden müsse.

DIHK sieht schwerste Krise seit 20 Jahren

Die Stimmung in der Wirtschaft rutscht derweil immer weiter ab. Einer DIHK-Umfrage unter 25.000 Unternehmen zufolge haben sich seit dem Frühjahr sowohl die Geschäftslage als auch die Erwartungen weiter verschlechtert. Dies gilt insbesondere für die Industrie. Aktuell schätzen bereits 35% der Unternehmen ihre Lage als schlecht ein. Hauptgeschäftsführer Wansleben sprach von einem Alarmsignal. Eine solche Situation habe es zuletzt vor 20 Jahren während der schweren Krise in den Jahren 2002 und 2003 gegeben. Auch der DIHK-Umfrage zufolge ist in der Autobranche der stärkste Jobabbau geplant.

Bericht Seite 8

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