Wirtschaft Eurolands weiter unter großem Druck

Einkaufsmanagerindex zeigt im Juni nur ein geringfügiges Nachlassen des Schrumpfungstempos an

Wirtschaft Eurolands weiter unter großem Druck

ks Frankfurt – Die Eurozone befindet sich konjunkturell weiter stark unter Druck, auch wenn das gesamtwirtschaftliche Kontraktionstempo im Juni ein klein wenig nachgelassen haben dürfte. Darauf deutet die jüngste Umfrage unter europäischen Einkaufsmanagern hin, deren endgültige Ergebnisse das Forschungsunternehmen Markit veröffentlicht hat.Der die Produktion der Privatwirtschaft umfassende Composite-Index erholte sich gegenüber Mai saisonbereinigt um 0,4 Punkte. Er liegt mit seinem Wert von 46,4 Zählern aber noch immer weit unterhalb der Marke von 50 Punkten, oberhalb derer erst wieder Wachstum angezeigt würde. Eine erste Überschlagsrechnung hatte für Juni noch einen gegenüber dem Vormonat unveränderten Wert ergeben.Damit fällt der Index-Durchschnitt für das zweite Quartal 2012 nicht nur insgesamt so schlecht aus wie seit drei Jahren nicht mehr. Auch die jeweiligen Durchschnittswerte für den Industrie- und den Dienstleistungssektor notieren – trotz der jeweils leicht abgeschwächten Talfahrt – auf Dreijahrestiefs, wie Markit in seiner Analyse der Juni-Erhebung mitteilte. Aufgrund dieser Index-Entwicklung geht Markit-Chefökonom Chris Williamson davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt des Euroraums im zweiten Quartal gegenüber der Vorperiode saisonbereinigt “um circa 0,6 %” geschrumpft sein dürfte. Sorge um DeutschlandWilliamson schließt nicht aus, dass sogar Deutschland wieder ins Minus gerutscht sein könnte, “wenngleich die Wachstumseinbußen hier nur leicht ausfallen”. In den anderen wirtschaftlich bedeutenden Ländern der Eurozone sei die Lage weitaus dramatischer. In Italien dürfte sei-ner Einschätzung nach die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 1,0 %, in Spanien um 0,6 % und in Frankreich um 0,5 % gesunken sein.Die Firmen versuchten, “ihre Kosten gering zu halten und sich auf das Schlimmste einzustellen”, meint der Konjunkturexperte. Vor dem Hintergrund der aktuellen Nachfrageflaute bauten sie daher beschleunigt Stellen ab. Die weiter eskalierende Politik- und Schuldenkrise sorgt nach seinen Worten dafür, dass “die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist im Service-Sektor so stark eingebrochen sind wie selten zuvor in der bisherigen Umfragegeschichte”.Für die kommenden Monate befürchten die Markit-Experten sogar, dass “anhaltend gravierende, nur leicht verringerte Auftragsverluste” die Geschäftstätigkeit “weiter schrumpfen lassen”. Überdies kennzeichne der stärkste Rückgang der Auftragsbestände seit Juli 2009 “weiter hohe Überkapazitäten”. Alle von der Umfrage erfassten Länder verzeichneten den Angaben von Markit zufolge im Juni schwindende Auftragspolster. Ifo: Rezession im EuroraumAuch die ebenfalls am Mittwoch veröffentlichte vierteljährliche Erhebung des Ifo-Instituts und der Statistikämter Frankreichs und Italiens, Insee und Istat, kommt zu dem Ergebnis, dass die Gesamtwirtschaft der Eurozone kontrahiert. Nachdem das reale Bruttoinlandsprodukt der Eurozone im ersten Quartal 2012 noch stagniert hatte, wird es im zweiten und dritten Quartal voraussichtlich um 0,2 % bzw. 0,1 % sinken, bevor es sich im vierten Quartal wieder leicht erholen dürfte (plus 0,1 %), wie das Ifo-Institut schreibt. Die globale Nachfrage dürfte im Prognosezeitraum moderat zulegen und die Nettoexporte dürften somit ein wesentlicher Grund für die Erholung sein. Die privaten Konsumausgaben dürften hingegen abnehmen.