Wirtschaft zeigt sich zum Jahresausklang kraftlos

Deutsches BIP stagniert im vierten Quartal - Große Volkswirtschaften dämpfen Wachstum im Euroraum

Wirtschaft zeigt sich zum Jahresausklang kraftlos

ba Frankfurt – Sowohl die deutsche als auch die europäische Wirtschaft haben das Jahr 2019 wenig kraftvoll beendet. Die Aussichten für das eben begonnene Jahr sind ebenfalls wenig ermutigend, da die Industrie weiter schwächelt und positive Impulse fehlen. Insbesondere die Effekte des Coronavirus auf das Wachstum sind derzeit noch nicht abschätzbar. Ökonomen sehen die globale Erholung zwar noch nicht in Gefahr – sie wird sich aber durch eine geringere chinesische Nachfrage und Störungen der Lieferketten verzögern. Rettende RevisionDer im Vergleich zu einem sehr starken dritten Quartal deutlich geringere private und staatliche Konsum hat dazu geführt, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Zeitraum Oktober bis Dezember im Quartalsvergleich stagnierte (siehe Grafik). Auch der Außenhandel wirkte sich dämpfend aus, da die Exporte leicht rückläufig waren, während die Importe gestiegen sind, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag mitteilte. Bei den Investitionen verlief die Entwicklung zweigeteilt: In Bauten wurde mehr, in Ausrüstung deutlich weniger investiert. Details gibt Destatis am 25. Februar bekannt.Nur dank der Aufwärtsrevision des dritten Quartals um 0,1 Punkte auf 0,2 % blieb es für das Gesamtjahr 2019 bei dem zunächst gemeldeten realen Wachstum von 0,6 %. Somit ist auch der kurzfristig befürchtete negative Effekt auf das Euro-BIP ausgeblieben, für das Eurostat am Freitag eine zweite Schätzung veröffentlichte.Die Wirtschaft des gemeinsamen Währungsraums wuchs im Schlussabschnitt um 0,1 %. Damit bestätigte Eurostat seine erste Schätzung. Für das Gesamtjahr 2019 vermeldet Eurostat ein Wirtschaftswachstum im Euroraum von 1,2 %. Insbesondere das schwache Abschneiden der größten Euro-Volkswirtschaften wirkte sich im vierten Quartal dämpfend aus – neben Deutschland waren dies Frankreich und Italien. Unter anderem auch bedingt durch die Streiks gegen die Rentenreform schrumpfte die französische Wirtschaft im Abschlussquartal um 0,1 %. In Italien steht nach dem Minus von 0,3 % angesichts eines “verhaltenen Ausblicks auf das erste Quartal” gar eine technische Rezession zu befürchten, wie Nord/LB-Ökonom Christian Lips sagte. Spanien hingegen erwies sich mit einem Wirtschaftswachstum von 0,5 % nach 0,4 % im Vorquartal erneut als Zugpferd des Euroraums. Die Niederlande (0,4 %) haben das Wachstumstempo gehalten.Dass die Prognose einer “leichten Erholung im vierten Quartal”, die Destatis bei der Jahrespressekonferenz getroffen hatte, nicht eintritt, war angesichts der kräftig gedrosselten Produktion(-3,5 % zum Vormonat) und der stark gesunkenen Einzelhandelsumsätze (-3,3 %) im Dezember bereits absehbar. Vor diesem Hintergrund werteten Ökonomen die Stagnation als eher positive Nachricht. Für das Jahr 2020 sind sie nur verhalten optimistisch. Andreas Scheuerle von der DekaBank etwa verweist auf den statistischen Überhang – das Wachstum gegenüber 2019, das selbst bei Stagnation in allen Quartalen des Jahres 2020 erreicht würde -, der mit knapp 0,1 Prozentpunkten sehr bescheiden ausfalle. Die Industrierezession sei hartnäckig und für den Dienstleistungssektor bleibe es schwierig, sich dem entgegenzustemmen, sagte Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe.