BREXIT-DEBATTE

Wirtschaftsverbände loben Camerons Deal

CBI spricht von wesentlichem Schritt nach vorn - Finanzlobby TheCityUK warnt vor Brexit-Folgen

Wirtschaftsverbände loben Camerons Deal

hip London – Die großen britischen Wirtschaftsverbände haben sich hinter den britischen Premierminister David Cameron gestellt und dessen Brüsseler Verhandlungsergebnisse begrüßt. “Die britischen Unternehmen wollen Veränderungen der EU, die Europa auf den Weg in eine konkurrenzfähigere und wohlhabendere Zukunft bringt”, sagte etwa Carolyn Fairbairn, die Generaldirektorin der Confederation of British Industry (CBI). “Das Reformpaket des Premierministers scheint ein wesentlicher Schritt nach vorn auf diesem Weg zu sein.” Der Verband spricht nach eigenen Angaben für 190 000 Firmen mit rund sieben Millionen Beschäftigten. “Die meisten Mitglieder, wenn auch nicht alle, haben uns mitgeteilt, dass der Verbleib in einer reformierten EU besser für Arbeitsplätze, Wachstum und Wohlstand wäre.”Chris Cummings, Chief Executive der Finanzlobby TheCityUK, warnte vor den Folgen eines Austritts. Forschungsergebnisse hätten gezeigt, dass ein Brexit das Risiko von Arbeitsplatzverlusten im ganzen Land mit sich bringe, der City schade und die Attraktivität Großbritanniens für Anleger aus dem Ausland schmälere. Er würde auch zu einer ausgedehnten Phase der Unsicherheit für die Wirtschaft führen, während die praktischen Bedingungen eines Austritts aus der Staatengemeinschaft ausgehandelt und umgesetzt werden. Zudem würde es sehr problematische Verhandlungen über den weiteren Zugang Großbritanniens zu den europäischen Märkten geben. “Unternehmen in ganz Großbritannien sind davon abhängig, aus dem gemeinsamen Markt zu importieren und dorthin zu exportieren”, sagte Cummings. “Der Zugang dazu war der wesentliche Faktor für den Erfolg der City als globalem Finanzzentrum.” Die EU zu verlassen wäre für die britische Wirtschaft zwar nicht ruinös, wie Cummings einräumte. Ein Brexit würde aber “wahrscheinlich zu Arbeitsplatzverlusten und rückläufigem Wirtschaftswachstum” führen. Die Londoner Finanzbranche hatte bereits im Juli vergangenen Jahres 25 Vorschläge zur Reform der Europäischen Union in ihrem Sinne vorgelegt (vgl. BZ vom 1. 7. 2015). Zu ihren langfristigen Forderungen gehört der permanente Beobachterstatus für Nicht-Mitglieder der Eurozone bei Treffen der Eurogruppe.Eine Mitgliederbefragung des Institute of Directors ergab, dass sich 60 % für den Verbleib in der EU aussprechen wollen und 31 % für den Austritt. Die restlichen 9 % hatten sich noch keine abschließende Meinung gebildet. Cameron habe einen “vernünftigen Deal” ausgehandelt, der die Interessen der City schütze und einen Schritt weg von der “immer engeren Union” darstelle.Eine Umfrage des Verbands des verarbeitenden Gewerbes EEF zeigte, dass sechs von zehn Betrieben der Branche in der EU bleiben wollen. Lediglich 5 % waren für einen Brexit.