Jahresgutachten

Wirtschaftsweise dringen auf aktienbasierte Altersvorsorge

Die Wirtschaftsweisen empfehlen im neuen Jahresgutachten den Ausbau der kapitalgedeckten Altersvorsorge und wollen zugleich den Kapitalmarkt damit in Schwung versetzen. Eine bessere Aktienkultur würde auch die Finanzierungsmöglichkeiten von Wachstumsunternehmen über den Kapitalmarkt erleichtern.

Wirtschaftsweise dringen auf aktienbasierte Altersvorsorge

Ein ganzes Bündel von Instrumenten empfiehlt der Sachverständigenrat für Wirtschaft zur dringend nötigen Reform der gesetzlichen Rentenversicherung in Deutschland. Darunter ist das Plädoyer für eine aktienbasierte Altersvorsorge. Diese solle transparenter, weiter verbreitet und renditestärker sein als die bisherige Riester-Rente, schreiben die fünf Wirtschaftsweisen in ihrem am Mittwoch in Berlin vorgestellten neuen Jahresgutachten. Der Ausbau der kapitalgedeckten Altersvorsorge in Deutschland könne zudem die Finanzierungsmöglichkeiten über den Kapitalmarkt hierzulande beflügeln, ist die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier überzeugt. "In Deutschland mangelt es generell schon an der Aktienkultur, also am Verständnis für Investitionen in breit gestreute, diversifizierte Fonds mit niedrigen Kosten", sagte Malmendier der Börsen-Zeitung im Interview. "Hier hinken wir immer noch weit hinter Ländern wie Schweden oder den USA her." Die Ökonomin beklagte, dass die Bedeutung starker Kapitalmärkte in Deutschland lange nicht gesehen worden sei. "Aber jetzt ist es an der Zeit zu handeln, wenn wir das mittel- und langfristige Wachstum erhöhen wollen", rät die Kapitalmarkexpertin. Ein öffentlich verwalteter Pensionsfonds als zusätzlicher Baustein einer kapitalgedeckten Altersvorsorge erlaubte es mehr Bürgern, am Kapitalmarkt mit attraktiven Anlagemöglichkeiten teilzunehmen.

Längere Lebensarbeitszeit

Die Reform der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) könne das Sicherungsniveau auf Dauer deutlich steigern und die Armutsgefährdung im Alter vermindern, konstatieren die Wissenschaftler. Kernelemente seien die Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung – kombiniert mit einer ergänzenden Kapitaldeckung. "Keine einzelne Reformoption reicht aus, um die Finanzierungsprobleme der GRV zu lösen", erklärte Martin Werding, Mitglied des Sachverständigenrats und Experte für Altersvorsorge. "Durch eine Bündelung von verschiedenen Einzelmaßnahmen lassen sich ihre Stärken kombinieren und soziale Härten vermeiden“, unterstrich er. Der Aufbau der kapitalgedeckten Altersvorsorge entfalte seine volle Wirkung allerdings erst langfristig.

Die Reform muss den Wirtschaftsweisen zufolge vier Ziele haben: die Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung zu stabilisieren, die Konsequenzen der demografischen Alterung zielgenau zu adressieren, die Lasten zwischen zukünftigen Rentenbeziehern und Beitragszahlern fairer zu verteilen und schließlich soziale Härten zu vermeiden. Der Sachverständigenrat verspricht sich von der Bündelung der Maßnahmen eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz. Einzelne Maßnahmen müssten dann nicht so stark ausfallen. Hintergrund der Vorschläge ist die absehbare Belastung der gesetzlichen Rentenversicherung. Mit dem Renteneintritt der Babyboomer in den kommenden Jahren droht unter dem geltenden Recht ein sinkendes Sicherungsniveau gesetzlicher Renten bei stark steigenden Beitragssätzen.

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