Wirtschaftsweiser geht mit EZB hart ins Gericht

Wieland: Notenbank soll Anleihekäufe noch 2017 beenden

Wirtschaftsweiser geht mit EZB hart ins Gericht

ms Frankfurt – Unmittelbar vor der EZB-Zinssitzung am Donnerstag hat der Wirtschaftsweise Volker Wieland den Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) scharf kritisiert und sich für ein baldiges Ende der ultralockeren Geldpolitik ausgesprochen. “Die EZB muss den Fuß jetzt vom Gas nehmen”, sagte Wieland im Interview der Börsen-Zeitung. Die Euro-Hüter sollten ihre Wertpapierkäufe (Quantitative Easing, QE) jetzt schrittweise reduzieren “und noch in diesem Jahr beenden”.Der EZB-Rat hatte erst Anfang Dezember entschieden, QE über März 2017 hinaus bis Dezember 2017 zu verlängern, wenn auch ab April mit einem reduzierten monatlichen Kaufvolumen von 60 Mrd. Euro statt 80 Mrd. Euro. Das passe nicht zum Wachstums- und Inflationsausblick, kritisierte Wieland. Die EZB unterschätze zudem die Risiken ihrer Politik für die Finanzstabilität und die Reformpolitik in der Eurozone. Die unerwartet deutliche Beschleunigung der Inflation Ende 2016 hat die Debatte über die EZB-Politik angeheizt. Ende vergangener Woche hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) für ein Ende der ultralockeren Politik plädiert. Die Mehrheit im EZB-Rat hält das aber noch für verfrüht.Wieland dämpfte Sorgen wegen des jüngsten Inflationsanstiegs: “Für Alarmismus bei der Inflation besteht aktuell kein Grund.” Er räumte aber ein, dass die Sparer zunehmend leiden, wenn die Teuerung anzieht und die Zinsen nahe null verharren. “Für die Sparer stehen extrem ungemütliche Zeiten ins Haus”, sagte er.Mit Blick auf den Machtwechsel in den USA und den verbreiteten Optimismus wegen der Wirtschaftspläne von Donald Trump warnte Wieland: “Man muss schon befürchten, dass dieser Optimismus zumindest in Teilen übertrieben ist.” Große Sorgen bereitet ihm der Euroraum: “Die Eurozone ist noch nicht aus der existenziellen Krise herausgekommen.” Insbesondere die Lage in Italien bewertet er als kritisch. Er sieht das Land als möglichen Kandidaten für ein Programm des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) und er hält auch einen Euro-Austritt nicht für auf Dauer ausgeschlossen.Wieland kritisierte auch die deutsche Politik, weil viele jüngste Entscheidungen gefährlich für die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft seien: “Wir ruhen uns in Deutschland derzeit zu sehr darauf aus, was wir in der Vergangenheit erreicht haben.”—– Interview Seite 7