Wo Manager ihre eigenen Wege gehen
Die Übernahmeschlacht um den kleinen Hotel- und Bürobetreiber Unizo liefert der Finanzpresse seit Wochen saftige Schlagzeilen. Zum einen ringen wahre Schwergewichte miteinander, nämlich der weltgrößte Vermögensverwalter Blackstone, der Hedgefonds Elliott von Paul Singer und die Softbank-Investmentbank Fortress. Dem Sieger winken lukrative Büroimmobilien im Zentrum von Tokio. Der Aktienkurs spiegelte diesen verborgenen Schatz von Unizo nicht wider. Zum anderen stellt der Fall die Reformen der Corporate Governance in Japan auf den Prüfstand. Denn der Unizo-Vorstand will verhindern, dass die Investoren auf gewohnte Weise Geld verdienen können, Manager und Angestellte sollen wichtiger als Aktionäre sein. Immerhin dürfen sie sich daran erfreuen, dass sich der Aktienkurs seit Juli mehr als verdoppelt hat.Der Kampf begann, als Japans zweitgrößter Reiseanbieter HIS den Anteilseignern von Unizo ein überraschendes Übernahmeangebot machte. Überraschend deswegen, weil viele Fondsmanager das kleine Immobilienunternehmen bis dahin für nicht anlagetauglich hielten. Schnell suchte sich Unizo einen weißen Ritter und fand zuerst Fortress und dann Blackstone. Der Investmentriese übertrumpfte das Fortress-Angebot gleich um 25 %. Inzwischen witterte Paul Singer die Chance auf einen schnellen Gewinn und kaufte über die Börse für 16 Mrd. Yen (134 Mill. Euro) mehr als 13 % der Aktien des Übernahmeziels auf.Nach der gelungenen Abwehr der HIS-Offerte zeigte das Management jedoch seine wahre Absicht und stellte Bieterrichtlinien auf. Der Käufer dürfe die Firma erst nach zwei Jahren weiterveräußern und die Angestellten hätten ein Vorkaufsrecht für die Aktien. Über ein neues Firmenvehikel sollen die Mitarbeiter das Unternehmen führen. Daraufhin vermutete Fortress öffentlich, die Manager wollten Vermögenswerte von Unizo verkaufen und an die Mitarbeitergesellschaft übertragen. Damit wären die Pläne der weißen Ritter sabotiert. Am heutigen Donnerstag läuft die Angebotsfrist von Fortress ab. Sollte die Unizo-Führung sie verstreichen lassen, blieben alle Angreifer im Regen stehen. *Auch die Führung des zweitgrößten Stromversorgers Kansai Electric ist vom alten Schlag und ignoriert die Prinzipien der modernen Corporate Governance. Verwaltungsratschef Makoto Yagi, Präsident Shigeki Iwane und 18 weitere Manager nahmen Geschenke im Gesamtwert von 319 Mill. Yen (2,7 Mill. Euro) an. Der Vizebürgermeister von Takahama hatte die Manager mit Bargeld, Gold und sogar Anzügen überschüttet. Die Stadt beherbergt das AKW Takahama, mit vier Reaktorblöcken der größte Kraftwerkskomplex von Kansai Electric. Derzeit erzeugen zwei der Meiler Strom, die anderen beiden sollen 2020 und 2021 neu starten. Die Nachrüstung der Anlagen auf den Post-Fukushima-Sicherheitsstandard kostete den Versorger rund 5 Mrd. Euro. Wenn die Reaktoren laufen, erhalten die Anwohnergemeinden mehr Gewerbesteuern. Aber der Politiker kassierte auch 300 Mill. Yen Provision von einem Bauunternehmen, das einen Auftrag von Kansai Electric bekam.Doch die Strommanager hatten gar kein schlechtes Gewissen und gaben offen zu, sie hätten die Geschenke angenommen und behalten. Schuld daran sei der Schenker gewesen. Er habe sehr viel Druck ausgeübt und einfache Angestellte eingeschüchtert, berichteten Chairman Yagi und Präsident Iwane, deswegen habe niemand die Gaben zurückgewiesen. Zudem behaupteten sie, die Zahlungen hätten die Auftragsvergabe gar nicht beeinflusst. Yagi hatte 72 000 Euro und Iwane 13 000 Euro in die eigene Tasche gesteckt. Trotzdem erklärten die beiden Topmanager, sie würden im Amt bleiben, um das Vertrauen in das Unternehmen wiederherzustellen. Eine dreiste Argumentation, da die Konzernchefs ja selbst das Vertrauen beschädigt hatten. Doch kein Großaktionär meldete sich zu Wort, kein Politiker forderte ihren Rücktritt, kein Staatsanwalt ermittelte. Nach einigen Tagen trat der 69-jährige Yagi doch noch zurück, aber Präsident Iwane will mindestens bis Dezember im Amt bleiben. Offenbar fehlt Teilen von Japans Elite ein gesundes Rechtsempfinden.