Wohnimmobilien 35 Prozent zu teuer

Bundesbank: Überbewertung in Metropolen nimmt weiter zu - Halten der "schwarzen Null" birgt Risiken

Wohnimmobilien 35 Prozent zu teuer

Wohnimmobilien in deutschen Großstädten liegen um 35 % über dem eigentlich angemessenen Preisniveau, schreibt die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht. Zudem warnt sie vor den Nebenwirkungen der “schwarzen Null”.ba Frankfurt – Die Bundesbank warnt vor zunehmenden Preisübertreibungen am deutschen Wohnimmobilienmarkt – vor allem in den Ballungszentren. “In Großstädten, in denen bereits zuvor beträchtliche Überbewertungen gemessen wurden, dürften die Preisabweichungen nochmals zugenommen haben und mittlerweile bei 35 % liegen”, heißt es im gestern veröffentlichten Monatsbericht Februar der Notenbank. Im Blick hat sie da die Metropolen Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Frankfurt, Köln, München und Stuttgart.Aber auch in den Städten insgesamt liegen die Preise gemäß den aktuellen Schätzergebnissen zwischen 15 % und 30 % über dem Niveau, “das durch die längerfristigen wirtschaftlichen und demografischen Einflussfaktoren gerechtfertigt erscheint”, so die Bundesbank. Die ohnehin schon hohen Immobilienpreise in deutschen Großstädten seien 2017 weiter gestiegen. Kräftig erhöht wurden auch die Mieten. In den Städten waren es vorwiegend wegen der Mietanpassungen bei Wiederbezügen 7,25 % mehr, in den Großstädten wurden die Neuvertragsmieten bei Bestandsobjekten sogar um 9,25 % angehoben. Damit ist laut Bundesbank ein “neuer Höchststand seit Beginn des aktuellen Nachfragebooms am Wohnimmobilienmarkt” erreicht.Dass in Deutschland insgesamt der Preisauftrieb nicht ganz so stark ausgefallen ist wie in den Jahren zuvor lag laut Bundesbank sowohl am deutlich ausgeweiteten Angebot als auch daran, dass von den – im Gegensatz zu den Vorjahren – nicht weiter sinkenden Zinsen kein erneuter Nachfrageschub ausgegangen ist. Treiber der kräftigen Wohnraumnachfrage waren die guten Einkommensaussichten der privaten Haushalte sowie die äußerst günstigen Arbeitsmarktbedingungen.An diesen wird sich den Volkswirten der Bundesbank zufolge auch nichts ändern: Die deutsche Wirtschaft befinde sich in einer Hochkonjunkturphase und angesichts der ausgezeichneten Auftragslage der Industriebetriebe sowie der anhaltend guten Stimmung in der gesamten Wirtschaft werde “das im Jahresverlauf 2017 erzielte hohe Expansionstempo nach dem Jahreswechsel” anhalten. Vorläufigen Zahlen zufolge hat die Wirtschaft im vergangenen Jahr 2,2 % zugelegt, so stark wie zuletzt 2011. Davon profitierten auch die Staatsfinanzen: So erhöhte sich der gesamtstaatliche Überschuss angesichts des starken Konjunkturaufschwungs und sinkender Zinsausgaben weiter auf mehr als 1 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP).Mit Blick auf den Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD warnt die Bundesbank indes, dass die angestrebte “schwarze Null” auch Probleme mit sich bringen könne. Es sei zwar generell begrüßenswert, dass am Ziel grundsätzlich ausgeglichener Haushalte festgehalten werde und solide Staatsfinanzen weiter ein hohes Gewicht erhielten. Die “schwarze Null” lasse aber zu, haushaltsbelastende Maßnahmen vorübergehend mit konjunkturellen Überschüssen und Rücklagen zu finanzieren. “So kann es zu einer prozyklischen und nach Abbau der Rücklagen erratischen Haushaltspolitik kommen”, so die Bundesbank.In einem weiteren Kapitel beschäftigt sich der aktuelle Monatsbericht mit den möglichen gesamtwirtschaftlichen Effekten der US-Steuerreform. Hier kommen die Ökonomen zu dem Ergebnis, dass das BIP in den Jahren 2018 bis 2020 dank einer kräftigen Investitionsbelebung und höherer Konsumausgaben zulegt, sich die Effekte dann aber ins Negative kehren. Nach zehn Jahren würde die Wirtschaftsleistung nicht nennenswert von dem Stand abweichen, der sich bei Fortschreibung der alten Steuervorschriften ergeben hätte. Zudem würde der Fehlbetrag der US-Leistungsbilanz deutlich zunehmen. Angezeigt wäre “weniger ein fiskalischer Stimulus als vielmehr eine Konsolidierung in den USA”.