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Wohnungsbauminister im Zwielicht

hip - Der britische Wohnungsbauminister Robert Jenrick (38) ist unter Verdacht geraten, einem Parteispender bei einem Bauvorhaben unter die Arme gegriffen zu haben. Es geht um ein Wohnungsbauprojekt mit 1 500 Einheiten des Immobilienentwicklers...

Wohnungsbauminister im Zwielicht

hip – Der britische Wohnungsbauminister Robert Jenrick (38) ist unter Verdacht geraten, einem Parteispender bei einem Bauvorhaben unter die Arme gegriffen zu haben. Es geht um ein Wohnungsbauprojekt mit 1 500 Einheiten des Immobilienentwicklers Richard Desmond (Northern & Shell) auf dem Gelände der Westferry Printworks nahe dem Londoner Bankenviertel Canary Wharf. Der Skandal zieht sich schon eine Weile hin. Nun erhielten die Vorwürfe der Opposition, Jenrick habe gegen Geld Vorteile gewährt, durch Textnachrichten neue Nahrung. Der Cambridge-Absolvent wollte Labour eigentlich durch die Veröffentlichung seines Schriftverkehrs mit Desmond den Wind aus den Segeln nehmen. Doch hieß es von seinen Gegnern, es ergäben sich “Diskrepanzen” zu Jenricks bisheriger Darstellung der Ereignisse.Die Geschichte begann bei einem Fundraising-Dinner der regierenden Konservativen. Desmond saß neben Jenrick, zeigte ihm nach eigenen Angaben ein Werbevideo für sein Projekt auf seinem Smartphone, bat um ein Treffen und lud den Minister zum Besuch des Baugrundstücks ein. Jenrick bat seine Mitarbeiter, alles zu arrangieren. Doch am darauffolgenden Tag teilte er dem ehemaligen Eigentümer des “Daily Express” per Textnachricht mit, er wolle sich lieber nicht mehr mit ihm treffen, “um jeglichen Eindruck der Beeinflussbarkeit zu vermeiden”. Einen Monat später wurde das bereits angesetzte Treffen abgesagt. Desmond ging es darum, dass sein Projekt genehmigt wird, bevor eine neue Abgabe der Labour-Lokalverwaltung von Tower Hamlets greift. “Wir wollen den Marxisten nicht eine Menge Kohle für nichts geben”, schrieb er Jenrick per Textnachricht. Der Minister setzte sich offenbar gegen den Rat seiner Beamten für das Projekt ein. Schließlich drückte er das Vorgaben zeitgerecht gegen die lokale Planungsbehörde durch, die mit der Höhe der fünf Wohnblocks Probleme hatte, die Desmond errichten will. Lediglich 21 % statt der üblichen Minimalanforderung von 35 % der neuen Einheiten fallen in die Kategorie “erschwinglicher Wohnraum”. Londons ärmstem Bezirk entgingen durch Jenricks einsame Entscheidung 45 Mill. Pfund für die Finanzierung von Schulen, Sporteinrichtungen und anderen Angeboten. Zwölf Tage später spendete Desmond 12 000 Pfund an die Tories.Premierminister Boris Johnson stellte sich demonstrativ hinter Jenrick, als die Rücktrittsforderungen unüberhörbar wurden. Er habe sein vollstes Vertrauen.