Wuermeling sieht Volatilität gelassen

Bundesbankvorstand: "Akteure verhalten sich besonnen"

Wuermeling sieht Volatilität gelassen

fed/ms Frankfurt – Die Kursschwankungen an den Finanzmärkten, die die geldpolitische Wende begleiten, bereiten der Deutschen Bundesbank keine Sorgen. Das für Märkte und Informationstechnologie zuständige Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling deutet im Interview der Börsen-Zeitung an, dass er darin kein Hindernis für einen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik erkennt. Die Marktteilnehmer hätten bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, Erwartungen bezüglich der Normalisierung der europäischen Geldpolitik zu bilden, sagt Wuermeling. Er fügt an: “Das ist zwar erwartungsgemäß mit einer gewissen Volatilität verbunden, aber die Akteure verhalten sich besonnen.” In ihrem Verhalten spiegele sich wider, “dass die Kommunikation des EZB-Rats verstanden wird”. “Die Markterwartung, dass die Nettokäufe bis zum Ende des Jahres auslaufen könnten und mit einer ersten Anhebung der Zinsen nicht vor Mitte kommenden Jahres gerechnet werden muss, halte auch ich für realistisch”, erklärt Wuermeling. Das Vorstandsmitglied bekräftigt, dass sich die Bundesbank für ein baldiges Ende des billionenschweren Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank starkmacht: “Wenn die Nettoankäufe in diesem Jahr auslaufen, was die Bundesbank wie bekannt befürworten würde, geraten wir nicht in eine Situation, in der die Märkte austrocknen und eine Preisbildung nicht mehr möglich ist.” Die Europäische Zentralbank hat im Januar dieses Jahres die Summe ihrer monatlichen Netto-Anleiheankäufe auf 30 Mrd. Euro halbiert. Es wird erwartet, dass sie die Nettoankäufe Ende des laufenden Jahres einstellt. Klare Signale dafür fehlen allerdings, im EZB-Rat gibt es darüber noch Kontroversen. Was den Zeitpunkt für den Start von Zinserhöhungen im Euroraum betrifft, geht Wuermeling davon aus, die Märkte erwarteten nicht, “dass sich der Governing Council auf ein genaues Zeitschema für künftige Zinsschritte festlegt”. Das würde dem Grundsatz widersprechen, dass Geldpolitik auf sich verändernde Daten und Prognosen reagiert. Allerdings erwarteten die Marktteilnehmer “zum gegebenen Zeitpunkt sicherlich Informationen über den Charakter des künftigen Zinspfads”, sagt Wuermeling. —– Interview Seite 7