LEITARTIKEL

Yuan als Zankapfel

Einmal wird China noch wach, und dann hat man die Bescherung ... Mit dem Antritt von Donald Trump als US-Präsident steht die Drohung im Raum, China "am Tag eins" als Währungsmanipulator zu brandmarken und einen Mechanismus zur Verhängung von...

Yuan als Zankapfel

Einmal wird China noch wach, und dann hat man die Bescherung … Mit dem Antritt von Donald Trump als US-Präsident steht die Drohung im Raum, China “am Tag eins” als Währungsmanipulator zu brandmarken und einen Mechanismus zur Verhängung von Strafzöllen in Gang zu setzen. Die Dinge dürften zwar nicht ganz so schnell vorankommen, wie vom neuen Mann in Washington propagiert, in Peking aber muss man sich darauf einstellen, dass Querelen um Chinas Wechselkurspolitik und die Schwäche des Yuan gegenüber dem Dollar zunehmen werden. Eine Einbuße von etwa 6,5 % im vergangenen Jahr ist devisenmarkttechnisch gesehen zwar nicht sonderlich dramatisch, aber historisch gesehen auffällig. Schließlich war man es gewohnt, dass Chinas steiler wirtschaftlicher Aufstieg, samt gewaltiger Exportsteigerung, eine kontinuierliche Aufwertung des Yuan gegenüber praktisch allen führenden Währungen bedingt.Die Zeiten haben sich geändert. Bei laufender Konjunkturabkühlung, mittlerweile fühlbar schrumpfenden Exporten und nicht zuletzt einer Zinswende in den USA ist der Yuan auf Baisse zum Greenback übergegangen. Das ist nicht das Ergebnis einer gezielten Abwertungspolitik seitens Chinas, sondern deckt sich mit fundamentalen Entwicklungen. Entsprechend sieht man auch beim Internationalen Währungsfonds (IWF) anders als in früheren Zeiten keinen Anlass, von einer Unterbewertung des Yuan zu sprechen. In Zeiten eines galoppierenden Wirtschaftswachstums sorgte Chinas Zentralbank mit ständigen Interventionen dafür, dass die Yuan-Aufwertung gebremst wurde, was sich in einer gewaltigen Aufblähung von Chinas Fremdwährungsreserven niederschlug.Seit dem vergangenen Jahr aber ist das Gegenteil der Fall. Die People’s Bank of China (PBOC) schmilzt ihre Devisenreserven kontinuierlich ab, weil sie mit Interventionen dem Baissetrend zum Dollar Einhalt zu gebieten versucht. Dahinter steht in erster Linie die Sorge um eine sich selbst nährende Abwärtsspirale, bei der sich die akute Kapitalabflussproblematik und der marktseitige Druck auf den Yuan gegenseitig verstärken. Nicht nur beim Internationalen Währungsfonds (IWF) sieht man in dieser Konstellation keinen Anlass für “Unterbewertungskritik”. Selbst der nun scheidende US-Finanzminister Jacob Lew hatte sich im vergangenen Jahr bei den Beratungen der G 20-Länder zum wachsenden Kreis der “Yuan-Versteher” hinzugesellt. Er warnte jüngst noch einmal vor einer “analytisch gefährlichen” Verdrehung der Tatsachen, wenn man China der Währungsmanipulation zum Erlangen von Handelsvorteilen bezichtige.In der Tat ist es sinnvoll, dass Washington von der jahrelangen Schwarz-Weiß-Malerei bezüglich Chinas Wechselkurspolitik Abstand genommen hat. Dies erlaubte es, den Dialog eher auf andere handelspolitische wunde Punkte zu lenken, etwa die eine Exportschwemme fördernde Überkapazitätsproblematik in Chinas Stahlsektor oder die weitere Öffnung von beschränkten Sektoren für ausländische Investoren.China wird Lew schmerzlich vermissen, denn die neue Trump-Regierung dürfte den mittlerweile ad absurdum geführten Vorwurf einer gezielten Währungsmanipulation zum Schaden Amerikas dennoch als Vorwand für eine Verhängung von Strafzöllen neu aufleben lassen und chinafeindliche Ressentiments schüren. Manche China-Ökonomen schlagen vor, den Spieß einfach umzudrehen und den Yuan gleich zu Beginn der Amtszeit in einem plötzlichen Riesenschritt abzuwerten. Dies soll dann fortan dafür sorgen, dass sich die Wechselkursänderungserwartungen drehen und der Yuan vom tieferen Niveau zum Dollar ausgehend wieder den gewohnten Aufwertungstrend einschlägt, der die Kapitalabflussproblematik lindert. Eine solche Aktion käme freilich einem Devisenmarktschock gleich und würde im Trump-Lager sicher als Affront verstanden, der erst recht das Ausrufen eines Handelskrieges legitimiert.Zu dem “Befreiungsschlag” wird es freilich erst einmal nicht kommen, denn Chinas Wirtschaftsplanern sind gefährliche Experimente mit ungewissem Ausgang ein regelrechtes Gräuel. Staatspräsident Xi Jinping hat bei seinem jüngsten Auftritt beim Davoser Weltwirtschaftsforum glaubhaft versichert, dass China keine Abwertung des Yuan anpeilt und schon gar kein Interesse an einem Handelskrieg hat. Jetzt gilt es erst einmal abzuwarten, was den mannigfaltigen Drohungen Trumps an tatsächlichen Taten folgt, anstatt gleich den Yuan-Abwertungshammer auszupacken.——–Von Norbert HellmannMit Donald Trump steht China neuer Ärger bei der Wechselkurspolitik ins Haus. Das alte Klischee vom Währungsmanipulator China droht wieder aufzuleben.——-