Zähe Regierungsbildung beunruhigt Verbraucher

DIW-Konjunkturbarometer signalisiert Wachstum

Zähe Regierungsbildung beunruhigt Verbraucher

ba Frankfurt – Die politischen Turbulenzen um die Regierungsbildung in Berlin haben der Stimmung der Verbraucher einen Dämpfer versetzt. Zwar bleiben die Aussichten für den Konsum in diesem Jahr günstig, allerdings ist das GfK-Konsumklima wieder auf den Stand des Jahresbeginns zurückgefallen. Die Nürnberger Konsumforscher prognostizieren dementsprechend für März einen Rückgang des Indikators um 0,2 auf 10,8 Punkte. Für das laufende Jahr erwarten sie, dass der reale Konsum um 2 % steigt nach 2,1 % im Vorjahr. Wichtige Grundlage dafür sei ein “sich weiter exzellent entwickelnder Arbeitsmarkt”. Nach Ansicht von Experten wird der Jobmarkt hierzulande auch 2018 seine Robustheit beweisen (siehe Bericht auf dieser Seite). Im Februar war die Zahl der Arbeitslosen auf 2,546 Millionen leicht gesunken.Als Risikofaktoren benennen die Nürnberger Konsumforscher in erster Linie die US-Handelspolitik mit stärkeren protektionistischen Tendenzen sowie den zähen Verlauf der Brexit-Verhandlungen (siehe Bericht auf Seite 6). Stützende Wirkung würde hingegen die Bildung einer stabilen Bundesregierung entfalten, denn im Berichtsmonat habe das harte politische Ringen die Konsumenten “möglicherweise etwas verunsichert”, so dass die Stimmung nach Zugewinnen im Vormonat wieder gesunken sei, erklärte GfK-Experte Rolf Bürkl mit Blick auf die monatliche Umfrage unter rund 2 000 Verbrauchern. Auch die Kurseinbußen an den Börsen Mitte Februar, bei denen auch viele deutsche Aktien zwischenzeitlich kräftig an Wert verloren hatten, haben womöglich eine Rolle gespielt. “Da denken manche schon, das jetzt die Boomphase zu Ende geht, ohne dass es dafür tatsächlich ein Anzeichen gibt”, zitiert dpa-afx Bürkl.Im Februar haben die Konjunktur- und Einkommenserwartungen wie auch die Anschaffungsneigung Einbußen erlitten und sind damit wieder auf das Niveau von Ende 2017 gesunken. Trotz des Rückgangs der Konjunkturerwartungen würden die Verbraucher aber die wirtschaftlichen Aussichten weiter optimistisch einschätzen. Bestätigung fänden sie in der amtlichen Statistik: Den Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge ist die hiesige Wirtschaft 2017 um 2,2 % gewachsen. Ökonomen erwarten für das laufende Jahr ein Plus in derselben Größenordnung – dies wäre dann das neunte Wachstumsjahr in Folge.Als weiterer Beleg fungiert das ebenfalls gestern veröffentlichte DIW-Konjunkturbarometer für Februar. Der Wert von 113 Punkten liege zwar etwas niedriger als im Januar, “aber immer noch weit über der 100-Punkte-Marke, die für ein durchschnittliches Wachstum in Höhe von 0,3 % steht”, teilte das Institut mit. Dementsprechend dürfte das Bruttoinlandsprodukt im ersten Vierteljahr um 0,7 % höher ausfallen als im vorangegangenen Quartal, in dem es um 0,6 % zugelegt hatte. “Die deutsche Wirtschaft boomt”, sagt DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner. Eine Überhitzung drohe aber nicht: “Die Zuwächse bei den Löhnen und auch bei der Wirtschaftsleistung werden in den kommenden Quartalen wohl nicht so stark ausfallen, dass man von einer Übertreibung sprechen könnte.”Die ersten Tarifabschlüsse in der Metall- und Elektroindustrie jedenfalls zeigen, dass die große Mehrheit der Beschäftigten 2018 erneut mit realen Einkommenszuwächsen rechnen kann. Davon werden laut GfK auch die Rentner profitieren können, da sich die Erhöhung der Altersbezüge an der Lohn- und Gehaltsentwicklung orientiert. Die Einkommenserwartung ist nach zwei Anstiegen in Folge im Februar um 3 auf 53,8 Punkte gefallen. Das Niveau sei aber nach wie vor hoch, erklärte Bürkl. Unter dem Eindruck der gesunkenen Konjunktur- und Einkommenserwartungen hat auch die Anschaffungsneigung nachgegeben. Der Indikator ist um 4,1 auf 56,3 Zähler zurückgegangen. “Dennoch bleibt die Konsumlaune unter den Verbrauchern hoch”, so Bürkl. Dies dürfte den Einzelhandel hoffen lassen, dass sich die Umsätze nach einem erfolgreichen Jahr 2017 weiterhin positiv entwickeln. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die Einzelhandelsumsätze im vergangenen Jahr nominal um 4,2 (real: 2,3) %.