Zentralbanken ringen mit Verlusten in Reserve-Portfolios
Notenbanken ringen mit
Verlusten in Anleihe-Portfolios
Umfrage zeigt trübe Stimmung unter Reserve-Managern
xaw New York
Globale Zentralbanken ringen mit einem Rückgang ihrer Reserven – und erhoffen sich dabei keine schnelle Erholung. Laut einer aktuellen Umfrage des Thinktanks Official Monetary and Financial Institutions Forum (OMFIF) mussten 80% der teilnehmenden Reserve-Manager im vergangenen Jahr Portfolio-Verluste hinnehmen.
Demnach erwarten 39% der Befragten, die bei 75 verschiedenen Zentralbanken aktiv sind und zusammengenommen ungefähr ein Drittel der globalen Reserven verwalten, dass diese Verluste erst in ein bis zwei Jahren aufzuholen sind. Rund ein Viertel der Teilnehmer geht sogar von einem Zeitraum von zwei bis fünf Jahren aus. Vorerst zielt der Großteil der Reserve-Manager weniger darauf ab, künftige Anlagegewinne anzukurbeln: Für 69% der Befragten ist der Kapitalerhalt das oberste Investmentziel, im Vorjahr belief sich der Anteil noch auf 61%.
Insgesamt sind die Reserven 2022 um 800 Mrd. Dollar auf 15 Bill. Dollar zurückgegangen. Der Schwund ist laut OMFIF auch auf Wechselkursinterventionen zurückzuführen, mit denen internationale Währungshüter der Dollar-Aufwertung zu begegnen suchten. Bedeutend hätten sich aber auch Verluste in den Wertpapierportfolios infolge der restriktiven Geldpolitik der Federal Reserve ausgewirkt. Schließlich nähmen Staatsanleihen einen Anteil von mehr als 40% an den globalen Zentralbankreserven ein. Die Fed-Zinserhöhungen sorgten bei Treasuries, die den bedeutendsten Bondmarkt der Welt bilden, für starke Renditeanstiege.
Nach den Verlusten sind viele Reserve-Manager zu neuen großvolumigen Interventionen nicht mehr willens oder in der Lage. So geben 39% der Umfrageteilnehmer an, bei anhaltender Marktvolatilität weniger als 5% der Reserven einsetzen zu wollen. Und 10% der Befragten teilten sogar mit, nicht mehr über ausreichende Polster zu verfügen.
Der Pessimismus für die weitere Entwicklung hängt dabei mit dem aus Sicht der Reserve-Manager hohen Stagflationsrisiko zusammen. Einerseits fällt das Zutrauen der Umfrageteilnehmer, dass ihre Kollegen in den geldpolitischen Ausschüssen die Teuerung in den Griff bekommen, gering aus. Kein einziger Befragter rechnet damit, dass die Preisindizes in führenden Wirtschaftsnationen innerhalb der kommenden zwölf bis 24 Monate in die Zielspannen der Notenbanken fallen. Zugleich erwarten 38% innerhalb des kommenden Jahres eine globale Rezession.
Langfristig gehen die Reserve-Manager zwar von einer anhaltenden Dollar-Dominanz in der globalen Wirtschaft aus, aber auch von steigenden Anteilen anderer Währungen an den Zentralbankreserven. Auf Sicht von zehn Jahren werde der chinesische Renminbi noch deutlich präsenter werden, kurzfristig profitiere der Euro von Diversifikationseffekten.