ZEW-Erwartungen geben weiter nach
ba Frankfurt – Zum Auftakt des dritten Quartals blicken Finanzmarktexperten so skeptisch auf die deutsche Konjunktur wie seit mehr als neun Jahren nicht mehr. Und auch der Blick auf die weitere Entwicklung im Euroraum fällt sorgenvoller aus als noch im vergangenen Monat. Im Juli sind die ZEW-Konjunkturerwartungen ebenso gesunken wie schon die Sentix-Konjunkturerwartungen. Damit sind die Indikationen für den in der kommenden Woche anstehenden Einkaufsmanagerindex ebenfalls negativ.Das ZEW-Konjunkturbarometer für Deutschland ist im Juli um 3,4 auf -24,5 Zähler gefallen und liegt damit auf dem niedrigsten Niveau seit Oktober 2018. Ökonomen hatten zwar einen weiteren Rückgang erwartet, allerdings nur auf -22,3 Punkte. Der langfristige Durchschnitt der ZEW-Konjunkturerwartungen von 21,8 Punkten bleibt damit in weiterer Ferne (siehe Grafik). Damit werde ein “inzwischen recht nachhaltiger Pessimismus” der monatlich 189 Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragten Analysten und Anlegern angedeutet, sagte Tobias Basse von der Nord/LB.Die aktuelle Lage wurde gleichfalls ungünstiger als noch im Juni eingeschätzt – die Zeitreihe ist sogar erstmals seit Juni 2010 unter die Nulllinie gerutscht. Laut dem aktuellen Umfrageergebnis um 8,9 auf -1,1 Punkte gesunken. “Insbesondere die Fortsetzung des Negativtrends bei den Auftragseingängen der deutschen Industrie dürfte die Finanzmarktexperten in ihrem Konjunkturpessimismus bestätigt haben”, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach. Eine nachhaltige Eindämmung der Unsicherheitsfaktoren für die exportorientierten Branchen der deutschen Wirtschaft sei derzeit nicht in Sicht. Der Iran-Konflikt scheine sich eher zu verschärfen, während der anhaltende Handelsstreit zwischen den USA und China nicht nur die chinesische Wirtschaftsentwicklung belaste. Auch Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank betont, dass die Impulse für die exportlastige Industrie aus dem Ausland kommen müssten. Ermutigend findet er den Blick die französische Industrie, die noch verhältnismäßig optimistisch sei. Basse streicht die sich aus der Umfrage ergebende relative Stärke der US-Wirtschaft hervor.Für die Eurozone ergibt die ZEW-Umfrage ein etwas pessimistischeres Bild als im Juni: Die Erwartungskomponente ist um 0,1 auf -20,3 Punkte gesunken, die Lagekomponente um 6,9 auf -10,6 Zähler.