Zitterpartie Präsidentenwahl
In Italien beherrscht derzeit die Wahl des Staatspräsidenten die Medien. Eine Woche nach dem alles andere als überraschenden Rücktritt des 89-jährigen Präsidenten Giorgio Napolitano ist in Italiens Parteien ein Machtkampf um die Kür des Kandidaten ausgebrochen. Selten waren die politischen Verhältnisse so zerrüttet wie heute. Denn es sind nicht nur die Parteien untereinander zerstritten, sondern auch innerhalb der Parteien gibt es Machtkämpfe.In Italien wird der Präsident nicht vom Volk in direkter Wahl, sondern von dessen Vertretern in den beiden Parlamentskammern gewählt. In einer Woche, am 29. Januar, beginnen die Wahlen. Regierungschef Matteo Renzi will ein ähnliches Debakel wie 2013 verhindern. Damals zeigten sich die Parteien außerstande, einen neuen Präsidenten zu wählen. Vereint baten sie daher Napolitano, im Amt zu verbleiben. Nach fast zwei Jahren zusätzlicher Amtszeit trat Napolitano endgültig zurück. Nun will Renzi bereits beim vierten Wahlgang ans Ziel kommen. Denn dann sind nur mehr 505 von insgesamt 1 009 Stimmen für ein positives Ergebnis nötig. Aber auch wenn Renzi alle 445 Stimmen seiner Partei hinter sich haben sollte, reichen diese nicht aus.Für den Premier avanciert die Wahl zu einer Herausforderung, denn für die parteiinternen Feinde des Partito Democratico (PD), die sogenannten Altkommunisten, bietet sich eine formidable Gelegenheit, dem mächtigen Parteisekretär Renzi eine Lektion zu erteilen. Ein eventueller Sieg des Linksbündnisses Syriza unter Alexis Tsipras am kommenden Wochenende in Griechenland würde den Altkommunisten “einer Partei in der Partei”, wie sie Renzi nennt, zusätzlich den Rücken stärken.Fraglich ist, ob der mit dem einstigen Regierungschef Silvio Berlusconi geschlossene Pakt über ein gemeinsames Vorgehen bei der Wahlreform der PD und über eine Einigung bei der Präsidentenwahl hält. Doch Berlusconis Partei Forza Italia (FI) ist in sich noch stärker zerstritten als die Regierungspartei. Es ist mehr als fraglich, ob die FI einen von Berlusconi empfohlenen Kandidaten bei den geheimen Abstimmungen auch wirklich wählt. Höchstwahrscheinlich wird der mit einem Politikverbot belegte Ex-Premier einen Kandidaten ernennen, der ihn später begnadigt, um ihm ein politisches Comeback zu garantieren. Ein solcher Kandidat wäre aber für einen Großteil der Regierungspartei inakzeptabel.Renzi hat sich bislang gehütet, einen eigenen Kandidaten zu benennen. Von den Medien werden nun Namen wie der von Ex-EU-Kommissionspräsident Romano Prodi, dem Turiner Bürgermeister Piero Fassino, dem Ex-Regierungschef Giuliano Amato, dem ehemaligen Richter des Verfassungsgerichts Sergio Mattarella und von Zentralbankchef Ignazio Visco genannt. Egal welcher Name auch geflüstert wird, sie alle sind mit dem Establishment verbandelt. Einen von ihnen zu wählen bedeutet die Fortsetzung der alten Politik mit alten Mitteln. Genau das versprach Renzi bei seinem Amtsantritt zu verhindern. *Italiens Herrenmodebranche befindet sich im Umbruch. Nach jahrelanger Durststrecke scheint 2015 die wirtschaftliche Trendwende zu bringen. Bei der jüngsten Herrenmodemesse Pitti Uomo in Florenz (13. bis 16. Januar) gab es nicht nur einen Rekord bei den Ausstellern, sondern auch bei den Besuchern. Im Gegensatz zu Mailand, wo derzeit die Modetrends gezeigt werden, ist die Pitti Uomo die eigentliche Geschäftsmesse. Vor allem der schwache Euro hat sich positiv auf das Messegeschäft mit US-Käufern ausgewirkt. Sowohl in Florenz als auch in Mailand wurde ein neuer Look der Lässigkeit gezeigt. Smart wirken, ohne sich darum zu bemühen, heißt das neue Motto. Eine Kunst, die von Nobelschneidern wie Ermenegildo Zegna par excellence demonstriert wurde. Das Familienunternehmen Zegna will angeblich an die Börse gehen. Und Newcomer Caruso aus Parma wird sein erstes Geschäft im Mailänder Modeviertel, der Via del Jesú, eröffnen. Die gesamte Straße soll künftig ausschließlich der Herrenmode gewidmet sein. Der Bereich Herrenmode avanciert mit einem Umsatz von knapp 9 Mrd. Euro und Exporten von 5,5 Mrd. Euro zum Klassenprimus des Modesektors.