Zum Schulterklopfen in die Pampa

Merkel besucht Argentinien

Zum Schulterklopfen in die Pampa

af Buenos Aires – Es gibt wenige Weltstädte, die Angela Merkel noch nicht besucht hat. Am heutigen Donnerstag will sie erstmals Buenos Aires erkunden. Vor dem WTO-Gipfel im Dezember und dem G 20-Treffen nächstes Jahr ein Stresstest für Argentiniens Sicherheitsbehörden. Denn Merkel will mit ihrem Tross mehrere symbolische Stätten besuchen, die quer über die chronisch übervolle Metropole verteilt sind, einen jüdischen Tempel, das Mahnmal für die Opfer der Militärdiktatur, einen Technologiepark und das Centro Cultural Kirchner.Politischer Höhepunkt ist der Besuch bei Präsident Mauricio Macri, dessen Abkehr vom Populismus die deutsche Regierung vor der Parlamentswahl demonstrativ unterstützen will. Macris Koalition Cambiemos, bislang ohne Mehrheiten in Kongress und Senat, muss im Oktober zulegen, um dringend benötigte Investitionen anzuziehen, auch aus Deutschland.Merkel wird begleitet von einer stattlichen Wirtschaftsdelegation, die der Ex-Unternehmer Macri überzeugen will, trotz aller Gegenargumente: Hohe Lohnkosten, die höchste Steuerbelastung des Kontinents, mangelhafte Rechtssicherheit und eine mafiöse Gewerkschaftsstruktur sprechen weiterhin deutlich gegen ein Engagement in der Pampa. Aufgrund seiner politisch schwachen Position konnte Macri die geerbten Strukturen kaum aufbrechen. Und muss nun befürchten, dass erste Konsequenzen seines Kurswechsels wie stark gestiegene Energie- und Verbraucherpreise seine Wahlchancen schmälern.Merkel will Macri stärken, denn sie sieht in ihm – angesichts der politischen Turbulenzen in Brasilien – den wichtigsten Ansprechpartner in der Region. Außerdem wird Argentinien 2018 von Deutschland den G 20-Vorsitz übernehmen und hält derzeit turnusmäßig den Vorsitz der Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur, die allerdings durch die Krisen in Venezuela und Brasilien stark gelähmt ist. Fraglich ist, ob in diesem Jahr noch ein Freihandelsabkommen zwischen Mercosur und der EU unterzeichnet werden kann.