Zurück im Euro-Krisenmodus - Investoren sorgen sich um Spanien

Der erwartete Hilfsantrag des Landes wird zur Hängepartie - Aktienmärkte schwach, Bondrenditen steigen

Zurück im Euro-Krisenmodus - Investoren sorgen sich um Spanien

kra/fed Frankfurt/Brüssel – Die Angst vor einer Verschärfung der Staatsschuldenkrise hat am Mittwoch die Finanzmärkte weltweit belastet. Im Fokus stand dabei Spanien, das sich weiterhin ziert, die Hilfe des europäischen Rettungsschirms in Anspruch zu nehmen. Ministerpräsident Mariano Rajoy unterstrich zwar seine grundlegende Bereitschaft zu diesem Schritt, zunächst müsse aber geklärt werden, ob die daran gekoppelten Bedingungen annehmbar seien.Die damit verbundene Hängepartie sät unter Investoren neue Zweifel an der Reformfähigkeit des Landes, zumal in Spanien vehement, teils gewaltsam gegen die weiteren Sparmaßnahmen protestiert wurde, die heute im Parlament vorgestellt werden sollen. Investoren nahmen es zudem mit Sorge auf, dass die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone nach Angaben der nationalen Notenbank auch im dritten Quartal geschrumpft ist und dass die Unabhängigkeitsbestrebungen in der wirtschaftsstarken, aber nun fast zahlungsunfähigen Region Katalonien zunehmen. Der dortige Regierungschef will die Bevölkerung darüber am 25. November abstimmen lassen.Am Aktienmarkt in Madrid brach der Leitindex Ibex 35 um fast 4 % ein, am Bondmarkt stiegen die Renditen der spanischen Staatsanleihen über alle Laufzeiten an. Die Rendite der zehnjährigen Papiere erreichte dabei wieder die Marke von 6 %. Die Hilfszusage der Europäischen Zentralbank (EZB) beruhigte die Investoren also nur kurzzeitig. Analysten gehen davon aus, dass der Druck auf das Land in den kommenden Wochen zunehmen wird. “Viele Investoren wollen die Sicherheit haben, dass die EZB im Bedarfsfall eingreift, und das ist eben erst der Fall, wenn Spanien unter den Rettungsschirm geht”, sagte Cyrus de la Rubia von der HSH Nordbank. Zur Verunsicherung trug zudem bei, dass auch in Griechenland gegen Sparmaßnahmen protestiert wurde. Deshalb weiteten sich nicht nur in Spanien, sondern quer durch die Peripherie die Risikoaufschläge aus.Mit einem schnellen Hilfsantrag Spaniens ist kaum zu rechnen, selbst wenn Euro-Diplomaten betonen, dass es sehr riskant wäre, die Markterwartung zu enttäuschen. Demgegenüber empfiehlt die Bundesregierung Spanien, bis auf Weiteres auf einen Hilferuf zu verzichten. Madrid solle die Märkte vielmehr von der Ernsthaftigkeit seines Spar- und Reformwillens überzeugen.Dissens zeigt sich ferner darin, dass Deutschland, Finnland und die Niederlande künftigen direkten ESM-Hilfen für “Altlasten” eine Absage erteilten. Damit dämpfen sie die Hoffnung, dass Spanien die Unterstützung heimischer Krisenbanken, die bereits in Not sind, an den Euro-Schirm übertragen kann.—– Berichte Seiten 7 und 18