Zwist über Zinsregel für Fed & Co.

Geldpolitikexperte Taylor plädiert für stärkere Orientierung an Benchmarks

Zwist über Zinsregel für Fed & Co.

ms Frankfurt – Der renommierte US-Geldpolitikexperte John Taylor hat sich für eine Regelbindung der Notenbanken und des gesamten internationalen Währungssystems starkgemacht. “Das wäre ganz klar in unser aller Interesse”, sagte Taylor gestern bei der ECB Watchers Conference in Frankfurt. Er betonte, dass Zentralbanken berechenbar und vorhersehbar sein sollten.Derzeit gibt es in den USA eine intensive Debatte, ob der Fed vorgeschrieben werden soll, sich stärker an Benchmarks wie der Taylor-Regel für Geldpolitik zu orientieren und Abweichungen erklären zu müssen. Viele Republikaner sehen die diskretionäre, aggressive Geldpolitik der Fed in den vergangenen Jahren sehr kritisch. Die US-Notenbank wehrt sich, weil sie um ihre Flexibilität und Unabhängigkeit fürchtet.Taylor, Erfinder der bekannten Taylor-Regel, stellt sich dagegen klar hinter solche Pläne und sieht das sogar als Vorbild für das gesamte internationale Währungssystem. In Fachzirkeln wird seit einiger Zeit diskutiert, ob es als Lehre aus der Weltfinanzkrise auch Reformen im Währungssystem braucht.Dagegen äußerte der Präsident der regionalen Fed von San Francisco, John Williams, bei der Konferenz erneut Vorbehalte gegenüber einer Zinsregel für die Fed. Es sei richtig, wenn die Fed transparenter werde und mehr erkläre, an welchen Benchmarks sie sich orientiere. Es sei aber falsch, da eine einzelne Regel als zentrale Richtschnur vorzuschreiben.Der deutsche Wirtschaftsweise Volker Wieland dagegen hält eine stärkere Regelbindung ebenfalls für eine vernünftige Sache. Sie enge den Handlungsspielraum nicht über Gebühr ein, argumentiert Wieland gemeinsam mit Henrike Michaelis vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in einem neuen Aufsatz. Eine solche Zinsregel könne sogar die Unabhängigkeit der Fed noch stärken – “sollte ein Präsident etwa versuchen, Druck auf die Fed auszuüben, den Leitzins für längere Zeit niedrig zu halten, um die wirtschaftliche Aktivität weiter anzukurbeln”. Grenzen der KooperationGroße Skepsis äußerten unterdessen führende Zentralbanker bei der Konferenz mit Blick auf Forderungen nach einer stärkeren Koordination der Notenbanken weltweit. Sowohl Thomas Laubach, hochrangiger Berater von US-Notenbankchefin Janet Yellen, als auch der Vize-Chef der Bank of Japan, Hiroshi Nakaso, betonten, dass die Mandate der Zentralbanken an inländischen Zielen orientiert seien. Vor allem koordinierte Aktionen seien eher eine Option für außergewöhnliche Entwicklungen. Ansonsten müsse es vor allem darum gehen, dass Zentralbanken über eine intensive Kommunikation das Verständnis füreinander erhöhten, sagte Laubach.