3 Mrd. Dollar für eine US-Präsidentschaft
Notiert in Washington
Das teuerste Amt der Welt
Von Peter De Thier
Die nächste US-Präsidentschaftswahl wirft ihre Schatten voraus, und obwohl unklar ist, ob Joe Biden sein Amt wird verteidigen können, erscheint eines sicher: Bis zum Wahltag, dem 5. November 2024, werden die Kandidaten und Organisationen, die sie unterstützen, mehr Geld als jemals zuvor ausgegeben haben, um das höchste Amt im Lande zu erobern. Schon 2020 erreichten die Wahlspenden Rekordhöhen. Wie aus Zahlen der Federal Election Commission (FEC) hervorgeht, flossen vor drei Jahren etwa 2,9 Mrd. Dollar in den Präsidentschaftswahlkampf. Das Geld ging größtenteils in die Werbung, aber auch in die zahlreichen Wahlkampfveranstaltungen, Reisen quer durch Amerika und in riesige Personalstäbe.
Während der Fokus 2020 auf die beiden Spitzenkandidaten gerichtet war, zeichnet sich der laufende Wahlkampf in diesem noch frühen Stadium durch eine bunte Palette an kontrastreichen Kandidaten aus, deren Kampagnen sich aus verschiedenen Geldquellen speisen. Umstritten ist der Versuch des Gouverneurs von North Dakota, Doug Burgum, dank seines privaten Vermögens ganz vorn mitmischen zu wollen. Das vorläufige Ziel des Software- und Immobilienunternehmers, der im Juni seine Kandidatur verkündete: Der Milliardär will im August bei der ersten Fernsehdebatte der Republikaner mit auf der Bühne stehen.
Voraussetzung dafür ist aber, dass er mindestens 40.000 Spender hat, egal, welchen Betrag sie Burgums Kampagne überweisen. Also bewies der Gouverneur Einfallsreichtum. Jedem Wähler, der mindestens 1 Dollar spendet, will er eine Geschenkkarte im Wert von 20 Dollar schicken und glaubt, damit problemlos die Schwelle erreichen zu können.
Der Tech-Unternehmer Vivek Ramaswamy hingegen hat sich bei der Debatte in Milwaukee seinen Platz auf der Bühne schon gesichert. Ramaswamy, der über ein geschätztes Vermögen von 660 Mill. Dollar verfügt, hat Kleinspendern 10% seiner gesamten Einnahmen versprochen und erreichte damit kürzlich die Marke von 40.000 Spendern. Sowohl er als auch Burgum hoffen, dass die Kampagne von Spitzenreiter Trump angesichts der Flut von Prozessen, die auf ihn zukommen, implodieren wird und sie sich dann dank ihres Geldes als tragfähige Alternativen vermarkten können.
Anders stellt sich die Lage bei den übrigen Kandidaten dar. So veröffentlichte die FEC vorletzte Woche die offizielle Spendenstatistik für das zweite Quartal. Angeführt wurde die Liste von Floridas Gouverneur Ron DeSantis, derzeit die Nummer 2 unter den Republikanern, dessen Kampagne allein – also ohne sogenannte Spendenkomitees – etwas über 20 Mill. Dollar einstrich, dicht gefolgt von Biden und Trump.
Weit abgeschlagen sind Außenseiter wie Nikki Haley, Chris Christie und Mike Pence. Die Zahlen täuschen aber darüber hinweg, dass DeSantis schon in wenigen Monaten das Geld ausgehen könnte. Er finanziert sich nämlich größtenteils durch Kleinspender, die schon die zugelassene Obergrenze erreicht haben. Auch gibt er das Geld schneller aus als jeder andere Kandidat. Wegen der Sparzwänge werden immer mehr Mitarbeiter der DeSantis-Kampagne entlassen. Das wiederum verheißt nichts Gutes für die weiteren Aussichten des Gouverneurs.
Deutlich besser stehen Biden und Trump da. Sie kassieren die größten Summen nicht über ihre Kampagnen oder einzelne Spender, sondern von sogenannten Super Pacs. Diese Political Action Committees (PAC) sind Organisationen, die Gelder für Wahlkämpfe einsammeln. Diese dürfen im Gegensatz zu Einzelspendern Summen in unbegrenzter Höhe bereitstellen, um Kandidaten zu fördern oder deren Gegner zu diskreditieren. Zwar dürfen sie keinen direkten Kontakt zu Kandidaten haben. Gleichwohl weiß jeder gut betuchte Geldgeber, dass Spenden für den Super Pac „MAGA Inc.“ Trump zugutekommen und „Future Forward“ Summen in dreistelliger Millionenhöhe sammelt, um Bidens Wiederwahl sicherzustellen. Schon jetzt erscheint für die beiden Topfavoriten ein neuer Spendenrekord in greifbarer Nähe.