Den Vorstand beim Wort nehmen
LBBW
Den Vorstand beim Wort nehmen
Von Thomas Spengler
Wenn man hinter dem positiv besetzten Begriff der Integration plötzlich sein Gegenteil, nämlich die Ausgrenzung entdeckt, mag das manchen erschrecken. Etwa wenn sich herausstellt, dass die Integration der per 1. Juli 2022 erworbenen Berlin Hyp in den Stuttgarter LBBW-Konzern mehrere Hundert Stellen kosten wird – wo Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen, die „ausgegrenzt“ werden.
Nach der Identifikation von Doppelstrukturen schätzt der LBBW-Vorstand die Zahl der gruppenweit wegfallenden Jobs auf 300. Das hängt davon ab, wie sehr es gelingt, den Stellenabbau durch altersbedingtes Ausscheiden oder das Wachstum des Geschäfts deutlich abzufedern. Für den „Rest“ – es ist offen, wie groß der sein wird – will die Unternehmensführung mit den Betriebsräten zu einer sozialverträglichen, also einvernehmlichen Lösung kommen. Klassisch wären zum Beispiel Vorruhestandsregelungen, die das Unternehmen finanziell „abfedern“ würde.
Auf verantwortungsbewusste Haltung hoffen
Tatsächlich können die betroffenen Mitarbeitenden hier traditionell auf eine weitgehend verantwortungsbewusste Haltung der LBBW hoffen. So wurde der Rotstift in vergangenen Krisen beim Personalabbau in dem öffentlich-rechtlichen Institut zumindest meistens mit Bedacht angesetzt. Hierbei können die Betroffenen den Vorstand beim Wort nehmen. Man wird also sehen müssen, ob die Zahl der wegfallenden Stellen doch noch unter 300 gedrückt werden kann.
Abzuwarten bleibt auch, wie sich der Stellenbau auf die beiden Standorte Stuttgart und Berlin verteilen wird. Zumindest für Berlin, wo 680 Mitarbeitende der Berlin Hyp angesiedelt sind, hat Vorstandschef Rainer Neske eine Standortgarantie gegeben.
Die Landesbank setzt auf Wachstum
Ohnehin betrifft der aktuelle Stellenabbau nur einen Bruchteil der Beschäftigten. Die LBBW hat das klare Ziel, ihre Ertragskraft weiter zu stärken. Das beinhaltet auch die Erwartung, dass in anderen Bereichen wie etwa der IT Arbeitsplätze aufgebaut werden dürften. Dieser Aufbau wäre dann Teil der Wachstumsstrategie einer mittelständischen Universalbank, die auf Expansion ausgerichtet ist.