Abgewatscht
Die Lufthansa soll für Condor weiter Zubringerflüge fliegen, findet das Bundeskartellamt. Und die Begründung der Wettbewerbshüter für diese Einschätzung hat es in sich: Die Lufthansa sei in diesem Segment marktbeherrschend, damit falle sie unter die kartellrechtliche Missbrauchsaufsicht.
Für die Lufthansa ist die Zurechtweisung durch das Bundeskartellamt eine schallende Ohrfeige. Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass das Verfahren Kreise zieht, denn auch andere Anbieter fühlen sich zuweilen vom deutschen Marktführer in die Enge getrieben. Zuletzt hatte Ryanair am Flughafen Frankfurt das Weite gesucht. Offiziell, weil die Gebühren gestiegen sind, tatsächlich soll aber der Konkurrenzkampf mit Lufthansa eine gewichtige Rolle gespielt haben, die mit harten Bandagen um Marktanteile kämpft.
Als die Lufthansa den Vertrag mit Condor zu den Zubringerflügen im Herbst 2020 gekündigt hat, empfahl man dem Konkurrenten, doch selbst ein entsprechendes Netz aufzubauen. Dieser Vorschlag ist schon deshalb dreist, weil Condor dafür die passenden Start- und Landerechte (Slots) etwa in Frankfurt bräuchte, diese werden aber von der Lufthansa ebenfalls mit Zähnen und Klauen verteidigt. Gerade versucht Deutschlands Nummer 1 die Politik davon zu überzeugen, noch länger am milderen Slot-Regime der Pandemie festzuhalten, statt die Airlines wieder auf eine Mindestnutzung dieser Zeitfenster von 80% zu verpflichten. Argumentiert wird damit, dass anderenfalls Tausende Flüge leer geflogen werden müssten. Die Wahrheit aber ist, dass Lufthansa schon vor Corona viele nicht notwendige Flüge geflogen ist, um sich diese Slots dauerhaft zu sichern und die Konkurrenz fernzuhalten.
Lufthansa wollte Condor schwächen, um die eigene Ausgangsposition für das touristische Geschäft zu verbessern, das gerade aufgebaut wird. Das Bundeskartellamt geht davon aus, dass Lufthansa auf fast 90 Umsteigestrecken zu Touristikzielen „erhebliche Wettbewerbsvorteile, teilweise sogar eine Alleinstellung erlangen“ könnte. Dem wurde nun ein Riegel vorgeschoben.
Indes treibt der Kampf um Marktanteile nicht nur am Heimatmarkt zuweilen seltsame Blüten. Auch beim Interesse an der italienischen ITA hat die Lufthansa vor allem im Sinn, ihren Fußabdruck in Italien zu vergrößern. Die Ergebnisentwicklung, die durch ein Engagement in Italien oder im margenschwachen Urlaubsgeschäft belastet werden könnte, scheint dagegen derzeit bei Lufthansa keine Priorität zu genießen, sie gerät beim Fokus auf Marktanteile aus dem Blick.