KOMMENTAR

Abwehrschlacht von Adidas

Mit allen elf Spielern im eigenen Strafraum verteidigen: Diese Taktik ist im Fußball unattraktiv und gefährlich. Sicher, Nationalmannschaften wie die von Gibraltar oder San Marino wissen sich nur so zu helfen, um gegen Spitzenteams mit einem blauen...

Abwehrschlacht von Adidas

Mit allen elf Spielern im eigenen Strafraum verteidigen: Diese Taktik ist im Fußball unattraktiv und gefährlich. Sicher, Nationalmannschaften wie die von Gibraltar oder San Marino wissen sich nur so zu helfen, um gegen Spitzenteams mit einem blauen Auge – möglichst wenig Gegentoren – davonzukommen. Aber warum verhält sich Adidas so defensiv?Das Unternehmen ist der zweitgrößte Sportartikelanbieter der Welt, börsennotiert und seit Jahrzehnten der engste und wichtigste Partner von drei entscheidenden Spielern im Fußballkosmos: des Weltfußballverbandes Fifa, der europäischen Organisation Uefa und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). In Sachen Fifa reagiert Adidas nur – auf alle Vorwürfe und auf Beweise für Korruption. Knapp und kleinlaut. Und das seit Jahren.In Abwehrhaltung bleibt das Unternehmen in der neu aufgeflammten Diskussion über die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 an Deutschland (vgl. BZ vom 17. Oktober). Auch wenn die Zeitschrift “Der Spiegel” keine Beweise für gekaufte Fifa-Stimmen liefert: Warum schaltet Adidas nicht endlich auf Offensive um und bringt mehr Licht in das dichte Geflecht mit den Verbänden? Der Vorstandsvorsitzende Herbert Hainer sollte sein Wort geben, dass zumindest seit seinem Wechsel an die Spitze im Jahr 2001 alles mit rechten Dingen zugegangen ist.Dunkle Flecken finden sich in der Historie von Adidas genügend. Horst Dassler, der Sohn von Gründer Adi, war bis zu seinem Tod 1987 der Mannschaftskapitän auf dem Feld der Vetternwirtschaft.Das Schweigen von Adidas verunsichert die Aktionäre. Ein Indiz: Am Montag gehörte der Titel zu den schwächsten im Dax. Hainer darf auf keinen Fall bis zur Hauptversammlung im Mai des nächsten Jahres warten, um Fragen zu beantworten. Wenn er jetzt nicht das Mauern beendet, verfestigt sich der Verdacht, dass die Bande des Unternehmens zu den Verbänden zu eng sind. So eng, dass sie fesseln.