Alle Pfoten fliegen hoch
Notiert in Paris
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Von Gesche Wüpper
Wunder gibt es immer wieder. Auch am Pariser Flughafen Roissy-Charles de Gaulle. Anderthalb Wochen lang hielt die zweijährige Hündin Amalka Tierliebhaber nicht nur Frankreich in Atem. Sie war auf dem Weg von Tschechien in die USA während der Zwischenlandung in Paris beim Entladen aus dem Frachtraum entwischt. Offenbar war es ihr während des Fluges gelungen, die Transportbox zu öffnen. Mitarbeiter des Flughafens, von Air France und der Feuerwehr, begleitet von Amalkas Frauchen, Tierärzten und Mitgliedern der Tierschutzorganisation Cats in the Air, suchten Tag und Nacht nach ihr. Bevor Amalka schließlich auf einem Spielplatz in Dammartin-en-Goële gefunden wurde, einer benachbarten Kleinstadt, hatte der Flughafen kurzzeitig sogar zwei von vier Start- und Landebahnen geschlossen, um die Hündin zu finden.
Das Schicksal von Amalka ist kein Einzelfall, auch wenn es relativ selten vorkommt, dass Tiere am Flughafen verschwinden. „Von den rund 30.000 bis 35.000 Haustieren, die die Gruppe Air France ab Orly und Roissy transportiert, gehen vielleicht drei bis fünf Tiere pro Jahr verloren“, berichtet Manuela Vidal, die Vorsitzende der Tierschutzvereinigung Cats in the Air. „Das kommt immer wieder vor, was wir bedauern“, sagt sie. So sei vor einem Jahr im Dezember die Katze Moon am Flughafen Roissy-Charles de Gaulle entlaufen. Nach sechs Wochen konnte sie zum Glück wiedergefunden werden. Vor ein paar Jahren sorgte Emily, eine andere Katze, für Schlagzeilen, weil sie als blinder Passagier in einem Frachtcontainer aus den USA nach Paris gelangt war.
Netze zum Schutz
Zu verhindern, dass Tiere beim Entladen am Flughafen entwischen können, gehört zu den Zielen, die sich Vidal und andere Mitarbeiter von Air France gesetzt haben, als sie 2016 Cats in the Air gegründet haben, zunächst, um streunenden Katzen am Flughafen zu helfen. Die Tierschutzvereinigung, die inzwischen automatisch alarmiert wird, wenn an einem der Pariser Flughäfen ein Haustier entläuft, setzt sich deshalb dafür ein, dass bei Flügen nur zugelassene und gesicherte Transportboxen benutzt werden. Vor allem aber kämpft sie dafür, dass die Boxen mit Netzen gesichert werden. „Damit die Tiere im schlimmsten Fall nicht entkommen können“, sagt Vidal. Bei Japan Airlines sei das bereits der Fall. „Wir hätten gerne, dass dieses Modell von französischen Fluggesellschaften dupliziert wird.“ Bisher jedoch scheinen diese zu bremsen. Vermutlich aus Kostengründen, meint Vidal.
Sie plädiert auch dafür, dass keine Transportboxen aus Plastik benutzen werden, die nicht sicher genug sind. Wenn möglich, empfiehlt Cats in the Air Passagieren, Vierbeiner in der Kabine zu transportieren. Das geht nur, wenn Katze oder Hund zusammen mit der Transporttasche nicht mehr als acht Kilo wiegen. Im Gegensatz zu Babys, die meist kostenlos reisen, sind Flugtickets für Vierbeiner nicht gerade günstig. Air France etwa berechnet 125 Euro für einen Flug nach Deutschland, hin und zurück 250 Euro.