Angst, etwas zu verpassen
Arm-Börsengang
Angst, etwas zu verpassen
Von Andreas Hippin
Wer beim Börsengang des britischen Chipdesigners Arm Aktien zugeteilt bekam, kann von der Angst vieler Anleger profitieren, beim Wachstumsthema künstliche Intelligenz nicht mit dabei zu sein. Es war das weltweit größte Initial Public Offering des Jahres. Die Stimmung erinnerte an die Zeit vor dem Platzen der Internetblase. Der erste Kurs lag um ein Zehntel über dem Ausgabepreis.
Dem japanischen Finanzinvestor Softbank, aus dessen Portfolio das Unternehmen stammt, bietet die Platzierung die Möglichkeit, sich als ausgebuffter Profi darzustellen. Immerhin erreichte man beim Ausgabepreis das obere Ende der zuletzt genannten Zeichnungsspanne. Nach einer ganzen Reihe von Flops wie Wework und Doordash hatte Softbank-Gründer Masayoshi Son so einen Erfolg bitter nötig. Genauer besehen lief der Börsengang nicht ganz nach Wunsch. Denn eigentlich hätte man lieber die rund 64 Mrd. Dollar als Bewertung gesehen, die man beim Erwerb der 25% zugrunde legte, die beim hauseigenen Vision Fund lagen. Als Son das IPO ankündigte, geisterten noch weit höhere Zahlen durch die Medien. Nun kam man auf lediglich 54,5 Mrd. Dollar. Das ist immer noch das 20-Fache des Umsatzes des vergangenen Jahres.
Wo soll es herkommen, das Wachstum, das eine solche Bewertung rechtfertigt? Das gilt nicht nur für Arm. Wenn es um künstliche Intelligenz geht, grassierte in den Vereinigten Staaten eine Euphorie, die an die Internetblase erinnert. Die Kursgewinne des S&P 500 im laufenden Jahr gehen nahezu ausschließlich auf die großen Techwerte zurück. Doch wenn die Wirtschaft stagniert – und so so sehen die ernst zu nehmenden Prognosen nun einmal aus –, wachsen die Unternehmensgewinne nicht in den Himmel. Natürlich erhöhen neue Technologien die Produktivität, doch ist es ein langwieriger Prozess, bis sie sich durchsetzen. Sollte künstliche Intelligenz die Automatisierung von Bürotätigkeiten beschleunigen, profitieren die Anbieter solcher Lösungen natürlich. Aber zum aktuellen Kurs wird nicht nur das Wachstum von ein paar Jahren vorweggenommen. Man muss fürchten, dass bereits Jahrzehnte eingepreist sind. Blickt man in die im Emissionsprospekt enthaltenen Geschäftszahlen, hat sich das Geschäft im vergangenen Jahr alles andere als überragend entwickelt.
Die Angst, etwas zu verpassen, ist kein guter Ratgeber. Das gilt insbesondere, wenn man nicht viel von den neuen Technologien, um die es geht, versteht. Die Gewinner sind diejenigen, die in den ersten Tagen Zeichnungsgewinne mitnehmen.