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Auf den Hund gekommen

Hunde erfreuen aktuell die Kämmerer der Gemeinden und den Einzelhandel. Manch einer wünscht sich, dass auch die Politiker stärker die Anti-Stress-Wirkung der Vierbeiner nutzen würden. Doch im Bundestag haben diese keinen Zutritt.

Auf den Hund gekommen

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Auf den Hund gekommen

Von Andreas Heitker

Ohne die Ergebnisse der neuen Steuerschätzung, die in der nächsten Woche erwartet wird, vorwegnehmen zu wollen: Aber es sieht gut aus bei den Staatseinnahmen – zumindest im Bereich der Vierbeiner. Die Hundesteuer steigt nämlich kontinuierlich weiter an. Laut Zahlen, die das Statistische Bundesamt anlässlich des Welthundetags am Donnerstag veröffentlicht hat, summierte sich die Hundesteuer allein im vergangenen Jahr auf 421 Mill. Euro. Das war erneut ein Rekordwert. Innerhalb der letzten zehn Jahre haben die Kämmerer damit gut 40% mehr von den Besitzern der rund 10,5 Millionen Hunde in Deutschland erhalten.

Dass die Bedeutung von Pudel, Retriever und Schäferhund – nicht nur die ökonomische – nicht unterschätzt werden sollte, weiß man mittlerweile ja auch im Deutschen Bundestag. Hier hat der emsländische FDP-Abgeordnete Jens Beeck vor eineinhalb Jahren den „Parlamentskreis Hund“ gegründet, dem sich fraktionsübergreifend bereits mehr als 80 Mitstreiter angeschlossen haben. Sie setzen sich unter anderem dafür ein, dass Hunde künftig auch in die Büros des Bundestages mitgenommen werden können. Im Gebäude und insbesondere im Plenarsaal hatten bislang lediglich Polizeihunde Zutritt. Der Parlamentskreis hat immerhin schon Ausnahmen bei sogenannten Assistenzhunden erstritten, also beispielsweise Blindenhunden.

Neben Polizeihunden haben mittlerweile auch medizinische Assistenzhunde Zutritt zum Bundestag (Foto: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld).

Beeck, der nach eigenen Angaben mit Dackeln aufgewachsen und mittlerweile unter anderem Herrchen eines Schäferhund-Spitz-Mischlings ist, verweist gerne auf die positiven Wirkungen, die so ein Bürohund auf das Arbeitsklima haben kann. Der Bundesverband Bürohund unterfüttert dies mit zahlreichen Studien und wissenschaftlichen Aufsätzen, die zeigen sollen, dass es nicht nur um eine bessere Work-Life-Balance, geringere Burnout-Gefahren sowie gesündere und motiviertere Mitarbeiter geht. Für Unternehmen gehe es auch um Kostensenkungen und Ertragssteigerungen, so die Kläffer-Lobbyisten: geringere Krankenstände, niedrigere Fehlerquote, stärkere Mitarbeiterbindung.

Dass auch in wichtigen Bürogebäuden der Hauptstadt immer noch ein Hundeverbot gilt und dortige Beschäftigte ihre Lieblinge morgens zu überteuerten Hunde-Kitas bringen müssen, ist daher kaum zu verstehen. Der frühere Gesundheitsminister Jens Spahn verwies vor einigen Tagen in einem Beitrag des Senders „n-tv“ zudem auf die disziplinierende Wirkung, die Hunde haben könnten und die schon in einigen Kindergärten genutzt würden. Insofern könnten auch der Ampel bei ihren Kabinettssitzungen ein paar Hunde im Raum nicht schaden, glaubt der Christdemokrat.

Wirtschaftsfaktor Wuff: Milliardenumsatz mit Trockenfutter und Leckerli (Foto: picture alliance / Weingartner-Foto / picturedesk.com)

Dass das Ganze seinen Preis hat, nicht nur beim Finanzamt, ist aber auch klar. Allein mit Hundefutter wurde in Deutschland im letzten Jahr 2 Mrd. Euro umgesetzt. Das war ein Plus von 9% und damit ein Wachstum, von dem die meisten anderen Branchen in Deutschland derzeit ja nicht einmal zu träumen wagen.

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