Mobilfunk

Auf der Verlierer­seite

Der erneute Konsolidierungsanlauf der Telekombranche in Spanien offenbart auch das Scheitern einer Strategie, die als Allheilmittel galt: Auch Konvergenz schützt nicht vor scharfem Wettbewerb.

Auf der Verlierer­seite

Der schwedische Aktivist Cevian, der dem Vernehmen nach bei Vodafone eingestiegen ist, wird sich in Geduld üben müssen, wenn er aus dem Engagement als Gewinner herauskommen will. Denn der britische Mobilfunkriese, dessen Aktivitäten in den wichtigsten Konzernmärkten Deutschland, Spanien und Italien unter Druck stehen, ist augenscheinlich weit davon entfernt, das Heft in die Hand zu nehmen, um das Blatt zu wenden, – wie Konzernchef Nick Read dies angekündigt hat. In Spanien ist das Unternehmen im Fusionspoker um Másmóvil ausgeschieden, in Italien ließ Vodafone Iliad abblitzen, im Heimatmarkt sieht sich der Konzern mit einem Schulterschluss von Telefónica O2 und 3UK konfrontiert. In allen Fällen geraten die Briten unversehens zum Nebendarsteller in einem M&A-Drama, dessen Regie immer mehr von Private Equity geführt wird.

Die Investoren, die dem wachstumsschwachen und stark regulierten Telekomsektor in Europa vor Jahren den Rücken gekehrt haben, sind zurück auf vertrautem Terrain. Sie profitieren vom Scheitern einer Ge­schäftsstrategie, der die großen Telekomgesellschaften geradezu im Herdentrieb gefolgt sind, um dann festzustellen, dass sie nicht nur kein Allheilmittel, sondern mit erheblichen finanziellen Risiken verbunden ist. Konvergenz hieß die Triebfeder, die vor Jahren einen milliardenschweren M&A-Boom in der Branche auslöste – der ebenfalls vielfach Private Equity beglückte. Denn die großen Fonds hatten sich zahlreiche Kabelgesellschaften einverleibt, die sie dann – zu hohen Bewertungen – an Telekomfirmen abstießen, die sich selbst als integrierte Anbieter aufstellen wollten.

Dieser Logik war auch der spanische Markt gefolgt, wo Vodafone rund 7 Mrd. Euro für die Kabelgesellschaft Ono hingeblättert hatte, um gegen Konkurrenten wie Telefónica und Orange anzutreten. Indes zahlte sich dies ebenso wenig aus wie hierzulande die milliardenschweren Zukäufe von Kabel Deutschland und Unitymedia. Dafür lähmte der angehäufte Schuldenberg die Investitionskraft, während sich die Wachstumshoffnungen im zugekauften Festnetz nicht erfüllt haben und die Integration zum Desaster geriet. So steht der Konzern auf der Verliererseite.

Von dort ist Orange, der die Konvergenzstrategie zumindest in Spanien auch wenig geholfen hat, nicht weit entfernt. Sie tritt die Flucht nach vorn an. Einmal mehr ist Private Equity im Boot. Hinter Másmóvil stehen Cinven, KKR und Providence. Ob der Befreiungsschlag gelingt, hängt allerdings nicht nur von der Regie ab, sondern auch vom Drehbuch, das die EU-Kartellwächter vorgesehen haben.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.