Paris

Aus Liebe zum Schönen

Galerien sind zufrieden mit der Kunstmesse Fiac, die in Paris für frischen Wind gesorgt hat. Genau wie Chanel mit Paraffection. Mit der Tochter für Kunsthandwerk verfolgt das Modehaus langfristige Ziele.

Aus Liebe zum Schönen

Paris meldet sich in der internationalen Kunstszene zurück. Einige Beobachter sprechen sogar von einer Renaissance. Fest steht, dass die gerade zu Ende gegangene Kunstmesse Foire internationale d’art contemporain (Fiac) an der Seine für frischen Schwung gesorgt hat. Im sogenannten „vorübergehenden Grand Palais“, wo die Messe während des Umbaus des Grand Palais bis 2024 stattfinden wird, gaben sich bekannte Persönlichkeiten ein Stelldichein, genau wie die neue Sammlergeneration der in den 1980er und 1990er Jahren geborenen Millennials, die sich durch spontane Käufe auszeichnet.

Die meisten größeren Galerien zeigten sich zufrieden. Ceysson & Bénétière etwa verkaufte mehr als 50 Werke zu Preisen von 15000 bis 150000 Euro. Die Verkäufe aller von ihr vertretenen Künstler seien stark gewesen, erklärte die Galerie Lelong. Sowohl treue Sammler als auch neue und junge Kunstliebhaber, die sich für die Werke von Künstlerinnen wie Etel Adnan oder Kiki Smith interessierten, hätten gekauft. Bei Jousse entreprise waren die Werke von Simon Martin, der vor noch nicht allzu langer Zeit das Kunststudium in Paris abgeschlossen hat, bereits nach wenigen Stunden ausverkauft. Auch die Bilder von Hilary Balu bei Magnin-A und von Cecilia Granara bei Exo Exo gingen schnell weg.

Nur der New Yorker Galerist David Zwirner erklärte, er sei nach der dynamischen Londoner Kunstmesse Frieze etwas unzufrieden mit den Verkäufen. Er hatte kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie im Herbst 2019 eine Zweigstelle in Paris eröffnet. Die Werke, die er jetzt während der Fiac verkaufte, waren höherpreisiger, denn sie bewegten sich zwischen 100000 und 400000 Euro.

Ob Paris in der Szene für zeitgenössische Kunst wieder endgültig aus dem Schatten von London und Berlin hervortreten kann, muss sich noch zeigen. Galeristen zumindest hoffen, dass die Fiac jetzt nicht nur davon profitiert hat, dass sie zum ersten Mal seit 2019 wieder stattfinden konnte.

Kunstwerke stellen auch die Mitglieder von Paraffection her. Besser gesagt Kunsthandwerk, denn bei ihnen handelt es sich ausschließlich um Betriebe, die über seltenes handwerkliches Können verfügen. Paraffection, was übersetzt „aus Liebe“ (par affection) heißt, ist eine Tochtergesellschaft von Chanel, mit der das bekannte Modehaus Kunsthandwerk aus der Textilbranche vor dem Aussterben bewahren will.

Seit die Chanel-Tochter 1985 den französischen Knopfhersteller Desrues aufgekauft hat, hat sie rund 50 solcher hoch spezialisierten Firmen übernommen, nicht nur in Frankreich. So gehören zu Paraffection neben dem Federputzmacher Lemarié, dem Handschuhmacher Causse und der Stickerei Lesage inzwischen auch der italienische Strickwarenhersteller Paima und der schottische Kaschmirspezialist Barrie.

Die Betriebe von Paraffection arbeiten jedoch nicht nur für Chanel, sondern beliefern auch Modehäuser konkurrierender Konzerne. Sie sind selbständig, können aber von der administrativen Unterstützung der Mutter profitieren, etwa bei der Buchhaltung oder der Kommunikation. Es handele sich bei Paraffection nicht um Mäzenatentum, erklärt Bruno Pavlovsky, der bei Chanel die Modesparte leitet und auch an der Spitze von Paraffection steht. Die unter dem Dach von Paraffection vereinten Kunsthandwerksberufe lebten und seien fester Bestandteil des Luxus à la française. „Sie sind für uns lebenswichtig, um weiter kreieren zu können“, sagte er der Zeitschrift „Libération“.

Genau wie die Haute Couture ist die Tochter ein Aushängeschild für Chanel. Das Modehaus organisiert deshalb seit 2002 eine spezielle „Métiers d’Art“-Modenschau. Nach Informationen des Wirtschaftsmagazins „Challenge“, das beim Handelsgericht hinterlegte Unterlagen eingesehen hat, hat Paraffection mit ihren derzeit rund 600 Mitarbeitern im vorigen Jahr einen Umsatz von 48 Mill. Euro generiert und einen Verlust von 3 Mill. Euro verbucht, nachdem im Vorkrisenjahr 2019 noch ein Gewinn von 350000 Euro angefallen ist. Das Mutterhaus Chanel dagegen wies 2020 einen Umsatz von 10,1 Mrd. Dollar und ein operatives Ergebnis von 2 Mrd. Dollar aus. Mit Paraffection verfolgt es ein langfristiges Ziel, keinen schnellen Gewinn.