Eintracht Frankfurt

Barcelona in der „Glühlampe“ statt unter Flutlicht

Eintracht Frankfurt bekommt es mit dem FC Barcelona zu tun. Fans der Adlerträger in Berlin, die das Viertelfinale der Europa League nicht unter Flutlicht erleben können, sollten sich um einen Stehplatz in der Kiezkneipe „Zur Glühlampe“ bemühen.

Barcelona in der „Glühlampe“ statt unter Flutlicht

Eintracht Frankfurt hat das Traumlos FC Barcelona gezogen. Im Viertelfinale der Europa League, dem zweithöchsten europäischen Wettbewerb im Clubfußball, spielen die Adler am 7. April zu Hause gegen „Barça“ und eine Woche später im legendären Camp Nou. Das ergab die Auslosung des europäischen Fußball-Verbands UEFA am Freitag in Nyon. Zuvor hatten sich die Frankfurter am Donnerstag in der Nachspielzeit der Verlängerung kurz vor Mitternacht gegen Betis Sevilla durchgesetzt und waren zum sechsten Mal in das Viertelfinale des Wettbewerbs eingezogen. Es ist das erste Mal, dass die SGE im Europapokal auf den FC Barcelona trifft. Laut dem Datendienstleister Opta hat sie keines der vergangenen sieben Spiele gegen spanische Teams in Wettbewerben der Uefa verloren. Beim ersten Aufeinandertreffen mit einem Verein von der iberischen Halbinsel zog die Eintracht 1960 im Finale des Europapokals der Landesmeister gegen Real Madrid mit 3:7 den Kürzeren.

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Eintracht-Fans in Berlin, die die Spiele gegen den spanischen Traditionsverein (Més que un club!) nicht unter Flutlicht verfolgen können, werden versuchen, einen Stehplatz in der „Glühlampe“ zu ergattern. Denn bei Spielen der Adler herrscht in der Kneipe im Rudolfkiez im Stadtteil Friedrichshain eine ähnlich gute Stimmung wie in der Nordwestkurve im Waldstadion. Der Name der Kneipe kommt nicht von ungefähr. Zwischen dem S-Bahnhof Warschauer Straße und der Stralauer Allee wurde 1906 ein Glühlampenwerk gegründet, das 1919 in Osram umfirmierte und in der DDR später als Narva Berliner Glühlampenfabrik Leuchtmittel herstellte. Arbeiter, die nach der Schicht nicht gleich das Licht ausknipsen wollten, landeten häufig in der werkseigenen Kneipe „Zur Glühlampe“. Sie ist das Einzige, was von der Leuchtmittelproduktion geblieben ist, nachdem die Treuhand hier 1993 den Betrieb einstellte.

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Dass sich die Glühlampe Jahre später zur ersten Berliner Adresse für Fans von Eintracht Frankfurt mauserte, ist einem Zufall geschuldet: Als das um die Ecke gelegene „Café Royal“ sein Pay-TV-Abonnement für Bundesliga-Übertragungen kündigte, marschierten die Mitglieder des 2001 gegründeten Fan-Club „Adler Berlin“ einmal um den Block. Der Inhaber der Glühlampe – ein glühender Anhänger des FC St. Pauli – nahm die Hessen im Berliner Exil freundlich auf und schaffte rasch Äppelwoi, Gerippte und Rindswurst herbei. Er hielt den Adlern auch die Treue, nachdem zwei Dutzend Vermummte die Kneipe am vorletzten Spieltag der Bundesligaspielzeit 2014/15 – die Eintracht spielte bei der abstiegsbedrohten Hertha damals 0:0 – zu stürmen versucht hatten. Seither haben die Fans in der Glühlampe nicht nur den Sieg der Adler im Pokalfinale 2018 gegen den FC Bayern München gefeiert, sondern auch zahlreiche rauschende Europapokalnächte erlebt. Gegen den FC Barcelona wird die Glühlampe wieder für die Eintracht brennen.

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