Berlin muss sich zum Verlust bekennen
Commerzbank
Überfälliges Verlustbekenntnis
Von Jan Schrader
Endlich traut sich der Bund, der Realität ins Auge zu sehen: Die Rettung der Commerzbank in den Jahren 2008 und 2009 wird zu einem Verlust führen. 15 Jahre duckten sich Bundesregierung nach Bundesregierung vor einem Verkauf der Anteile weg, der Bund ist noch immer über den Finanzstabilisierungsfonds mit 16,5% an der Bank beteiligt.
Eine akute Systemkrise droht schon lange nicht mehr, über Jahre reichte das Geschäft für bescheidene Gewinne aus, auch wenn das Pandemiejahr mit Milliardenverlust hervorsticht. Für eine Beteiligung gibt es keinen Grund mehr.
Jetzt aber schmeckt der Verlust weniger bitter: Die Zinswende bescherte der Bank wiederholt einen Milliardengewinn, der Kurs kletterte von weniger als 3 Euro zum Auftakt der Coronakrise auf nunmehr 12,74 Euro. Vor den Bundestagswahlen im kommenden Jahr kann Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) nun den Einstieg aus dem Ausstieg einläuten und so ein wichtiges Vorhaben umsetzen.
Auch Christian Lindner hat zu lange gezögert
Doch auch er hat lange gezögert: Die Teilverstaatlichung der Bank war einst aus der Not entstanden, die damalige Bundesregierung wollte eine Systemkrise verhindern. Als das Motiv wegfiel, wäre es Zeit für einen schrittweisen Ausstieg gewesen. Es ist nicht Aufgabe des Staats, auf eine Erholung der Aktie zu spekulieren, auch der Kursanstieg seit 2020 war keineswegs vorbestimmt. Für die aktuelle Regierung hätte spätestens der Aktienrückkauf der Bank im vergangenen Jahr Anlass für einen Rückzug geboten.
Ein Verlust ist auch jetzt fast unvermeidbar: 18,20 Mrd. Euro ließ sich der Staat die Rettung der Bank nach Auskunft des Finanzstabilisierungsfonds bis heute kosten, doch nur 13,15 Mrd. Euro erhielt er bisher zurück. Für eine symbolträchtige schwarze Null müsste der Staat sein Paket aus 195 Millionen Aktien für rund 26 Euro pro Stück verkaufen – illusorisch. Eine angemessene Verzinsung für das damalige Engagement ist in dieser Rechnung noch nicht einmal enthalten. Die Rettung mag notwendig gewesen sein, doch sie war auch riskant und teuer. Dieses Bekenntnis ist wichtig.