Frankfurt

Berufe im digitalen Wandel — heute: Bankräuber/in

Bargeld ist in den Bankfilialen von heute eher Mangelware. Bankräuber verlegen sich daher immer mehr aufs Digitale – mit ausgefuchsten Maschen, die in Zukunft noch ärger werden dürften.

Berufe im digitalen Wandel — heute: Bankräuber/in

Über Jahrzehnte wurden sie in Kinofilmen immer mal wieder zu liebenswerten Helden stilisiert – die Bankräuber. Etwa Paul Newman als Butch Cassidy und Robert Redford als Sundance Kid, die zunächst Spanisch lernen mussten, um ein Kreditinstitut überfallen zu können. Noch heute gibt es Menschen, deren einzige Sätze auf Spanisch „Manos arriba!“ und „Esto es un robo!“ sind – „Hände hoch, das ist ein Überfall!“.

Die Ära der Bankräuber neigt sich dem Ende zu. Die Zahl der Überfälle auf Banken, Sparkassen oder Postfilialen ist den Zeitreihen des Bundeskriminalamts zufolge in den vergangenen drei Jahrzehnten um sage und schreibe 95% gesunken – von gut 1600 im Jahr 1993 auf voriges Jahr noch 80. Gewiss, der ein oder andere wird sagen: Das liegt daran, dass man zumindest in Frankfurt in unmittelbarer Nähe einer Filiale heute keinen Parkplatz mehr für das Fluchtauto findet. Oder, dass es Bankräuber heutzutage schwer haben, als solche überhaupt erkannt und wahrgenommen zu werden. Denn wenn drei maskierte junge Männer in eine Bankfiliale eindringen, dann muss das in Zeiten von Corona ja nicht unbedingt ein Banküberfall sein.

Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass der Rückgang der Überfälle darauf gründet, dass in den Bankstellen längst nicht mehr bündelweise Bares lagert, sondern Automaten nur in kleinen Losgrößen Cash freigeben. Immer häufiger wirken die Filialen ohnehin nicht mehr wie Bankstellen, sondern erinnern im Design eher an Reisebüros oder Fingernagelstudios.

Was Wunder, dass sich das Tätigkeitsfeld der Bankräuber immer stärker hin zu Online-Überweisungen – und damit ins Digitale – verlagert. Dabei ist bemerkenswert, wie raffiniert Verbrecher vorgehen. Lange ist’s her, dass man Phishing-Mails ziemlich einfach am gebrochenen Deutsch erkennen konnte: „Wir weisen Ihnen darauf hin, dass man Rechnung umgehend zu zahlen, sonst Strafzinsaufschlag.“ Auch sind die Kriminellen schon lange nicht mehr so naiv, dass sie Mailadressen (sandor@yclö2s5.com) nutzen, die sofort argwöhnisch stimmen. Nein, der moderne Betrugsprofi nutzt eine Absenderadresse, bei der man erst beim genauen Hinschauen erkennen kann, dass das „O“ durch eine „0“ oder das „l“ durch eine „1“ vertauscht wurde. Zudem hält künstliche Intelligenz Einzug. So hat Euler Hermes jüngst einen Fall dokumentiert, bei dem die Kriminellen mehr als 200000 Euro erbeuteten, indem sie den Leiter der britischen Niederlassung eines deutschen Unternehmens mit einer gefälschten Anweisung des Vorstands täuschten. Zwar ist die Masche des sogenannten CEO-Frauds längst bekannt. Der Betrug gelang trotzdem, da sich die Verbrecher einer Stimmimitations-Software bedienten – der Zweigstellenleiter glaubte, am Telefon zweifelsfrei seinen Vorgesetzten zu erkennen. Euler Hermes prognostiziert, dass es in zwei Jahren Kriminellen gelingt, sogar visuell nachzuziehen und einen gefälschten Vorgesetzten per Whatsapp-Videocall Zahlungsaufforderungen anweisen zu lassen. (Noch) ein Grund mehr, seinem Chef in Zukunft nicht aufs Wort zu folgen.