Notiert inNew York

Beschwerliche Liebschaften in der Empire City

Die Liebe der New Yorker zu Dating-Apps wie Hinge oder Tinder erlischt. Das ruft aktivistische Investoren auf den Plan, die auf strategische Wechsel bei den Betreibern dringen.

Beschwerliche Liebschaften in der Empire City

Notiert in New York

Beschwerliche Liebschaften

Von Alex Wehnert

Eine kühle Brise zieht über die Dachterrasse des Hotels in Midtown Manhattan und liefert angenehme Abwechslung für die Partygäste, die sich den ganzen Tag über durch Straßenschluchten gequält haben, in denen sich Hitze und Luftfeuchtigkeit stauen. Die rund 30 Anwesenden, die sich an Aperol Spritz und ähnlichen Sommerdrinks festklammern, haben einander größtenteils noch nie gesehen und versuchen nun, zunächst verkrampft, dann zunehmend entspannter, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Zustande gekommen ist die Party unter Fremden über die App Parlor, eines der zahlreichen Angebote, mit denen New Yorker ihr Sozialleben aufzupeppen versuchen. Über Timeleft verabreden sich Einwohner der Empire City aus allen Altersklassen mittwochs zum Abendessen mit fünf ihnen völlig unbekannten Personen. Über Meetup treffen sich viele neue Zugezogene zu Sportprogrammen, Wanderausflügen, Spielerunden oder Museumsbesuchen. Das Angebot ist dabei so vielschichtig, dass der geneigte Nutzer sich kaum entscheiden kann.

Frust in der schnelllebigen Großstadt

Doch so groß die Begeisterung darüber ist, neue Freunde kennenzulernen, so schnell wächst bei Neu-New-Yorkern die Erkenntnis darüber, dass nur wenige Bekanntschaften von Dauer sein werden – zu schnell dreht sich das Leben in der Metropole weiter. Dies gilt nicht nur für die „Socializing“-Apps, sondern umso mehr auch für Dating-Apps wie Tinder, Bumble und Hinge. Über diese Treffen auszumachen ist in etwa so einfach, wie Essen bei einem Lieferdienst zu bestellen. Daraus allerdings dauerhafte Beziehungen zu formen ist ungleich schwieriger – denn in der Großstadt hofft jeder und jede darauf, dass sich für ihn oder sie noch etwas Besseres ergibt.

Die Frustration darüber, dass sich Liebschaften in den „Five Boroughs“ so beschwerlich gestalten, hat die Aktien von Bumble und der Tinder- und Hinge-Mutter Match Group in den vergangenen zwölf Monaten schwer unter Druck gesetzt. Denn bei erstgenanntem Dienst hat sich das Nutzerwachstum zuletzt deutlich verlangsamt. Tinder hat unterdessen in jedem Jahresviertel sequenziell zahlende Abonnenten eingebüßt, seit die App Ende 2022 mit 11,1 Millionen Kunden einen Rekordwert erreichte. Analysten von Morgan Stanley und Citigroup zweifeln an einem neuen Aufschwung und haben ihre Erlösprognosen für Bumble und Match zuletzt zurückgeschraubt.

Drei Verehrer für Match

Die erloschene Liebe von Nutzern zu den Dating-Apps ruft nun Shareholder-Aktivisten auf den Plan. Elliott Investment Management baute zu Jahresbeginn eine Beteiligung von rund einem Zehntel der damaligen Free-Float-Marktkapitalisierung von Match auf. Mit Anson Funds zog ein kleinerer Investor im März nach – und nun hat sich mit Starboard Capital eine weitere große Adresse laut Insidern mehr als 6,5% am Unternehmen gesichert. Die drei Verehrer dringen auf strategische Wechsel oder sogar ein potenzielles Taking Private. Lösungen, um die Liebschaften der New Yorker weniger beschwerlich zu machen, haben aber auch sie bisher nicht aufgezeigt.

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