Washington

Bidens Mitarbeiterstab schreibt Geschichte

US-Präsident Joe Biden beschäftigt im Weißen Haus mehr Mitarbeiter als jeder seiner Vorgänger. Das wiederum stört Mitglieder der republikanischen Opposition, die von einem weiteren Beispiel verschwenderischer Ausgabenpolitik sprechen.

Bidens Mitarbeiterstab schreibt Geschichte

Der progressive Flügel der Demokraten lobt die Tatsache, dass US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus mehr Frauen beschäftigt als jeder Präsident zuvor. Republikaner schimpfen hingegen über einen angeblich aufgeblähten Mitarbeiterstab, der zugleich ein weiteres Beispiel jener „verschwenderischen Ausgabenpolitik“ liefere, über die Konservative unter jedem demokratischen Präsidenten schimpfen.

Wie aus dem Bericht über den Personalstab im Weißen Haus hervorgeht, den die Regierung jedes Jahr dem Kongress übermittelt, arbeiten deutlich mehr Personen unter Biden als unter jedem seiner Vorgänger. Derzeit sind an der 1600 Pennsylvania in Washington 567 Vollzeitkräfte beschäftigt. Zum Vergleich: Im Dienst von Präsident Donald Trump, der den Verwaltungsapparat verschlanken wollte, standen nur 377 Personen. Eine Zahl, die während seiner vier Jahren im Amt wegen des Personalkarussells, das ständig in Bewegung war, aber einigen Schwankungen unterlag.

Für Schlagzeilen hat aber weniger die schiere Größe von Bidens Mitarbeiterstab gesorgt. Auffallend ist vor allem, dass auf drei männliche Mitarbeiter vier weibliche Angestellte entfallen. Zudem sind 53 der insgesamt 90 „Sonder-Assistenten“, die zu den engsten Beratern des mächtigsten Mannes im Lande zählen, Frauen. „Wir sollten es alle begrüßen, dass der Präsident Frauen nicht nur in verstärktem Maße einstellt, sondern auch, dass er versucht, die Gehaltslücke, die in der Privatwirtschaft gegenüber Männern klafft, zu schließen“, sagte der demokratische Senator Bernie Sanders. So belegen unter den Spitzenverdienern im Weißen Haus die Einwanderungsexpertin Molly Groom und Lisa Hone, die helfen soll, den Breitbandinternetzugang auszubauen, mit Gehältern von umgerechnet etwa 156000 Euro die beiden Spitzenränge.

Ganz anders fällt das Urteil der Republikaner aus. Sie verweisen auf die hohen Gehälter des „White House Staff“, die sich dieses Jahr auf insgesamt 50 Mill. Dollar belaufen werden. Ebenso wie die billionenschweren Konjunkturpakete, die der Präsident im Kongress durchsetzen konnte, unterstreiche der Etat des Weißen Hauses Bidens Verharmlosung hoher Defizite und weiter steigender Staatsschulden, schimpft die Opposition. Verschwiegen wird dabei aber, dass die Spitzengehälter im Weißen Haus keineswegs die Durchschnittsgagen widerspiegeln. Viele Mitarbeiter verzichten bewusst auf besser bezahlte Jobs im Privatsektor und verdienen unter Biden umgerechnet etwa 42000 Euro, ein Jahresgehalt, mit dem man im teuren Washington kaum über die Runden kommt.

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In den USA hat das Coronavirus bis heute mehr als 600000 Menschenleben gefordert, und die grassierende Delta-Variante sowie eine nach wie vor tief gespaltene Öffentlichkeit wecken nun Ängste vor einer neuen Welle von Erkrankungen. Zwar sind 48% aller US-Bürger vollständig geimpft. Doch unter jenen, die noch kein Vakzin erhalten haben, plant Umfragen zufolge nur ein Viertel, sich impfen zu lassen. Eine Zahl, die der oberste US-Immunologe Anthony Fauci „unfassbar“ nennt.

Fauci schimpft vor allem über die anhaltende Politisierung der Corona-Pandemie. Dies zeigt sich auch an der Zahl der Neuinfektionen, die sich im Verlaufe der vergangenen Woche verdoppelt hat. Dabei sind vor allem konservative Südstaaten wie Missouri, Louisiana und Arkansas mit ihren niedrigen Impfquoten betroffen. Dort glauben nämlich viele Wähler nach wie vor, dass die Corona-Pandemie eine Fiktion sei, die Demokraten erfunden hätten, um den früheren Präsidenten Donald Trump aus dem Amt zu jagen.

In Arkansas beispielsweise ist die Zahl der Einlieferungen in Krankenhäuser während der letzten zwei Wochen um 55% gestiegen. „Die Delta-Variante ist in unserem Staat die vorherrschende“, sagte Stephen Mette, Vorsitzender der University of Arkansas for Medical Sciences. „Verbindet man das mit deren hoher Ansteckungsgefahr und den niedrigen Impfquoten in vielen Staaten, dann handelt es sich um den perfekten Sturm“, der Fortschritte bei der Bekämpfung der Pandemie zunichtemachen könnte, mahnte der Mediziner.