KommentarPrivate Equity

Big is not beautiful

Mit ihrem geplatzten Stada-Verkauf stehen Bain und Cinven nicht allein da. Viele Zombie-Deals ziehen sich seit Monaten und enden im Nirwana. Doch der Techem-Verkauf durch Partners Group an TPG Rise Climate kommt überraschend doch noch über die Ziellinie.

Big is not beautiful

Private Equity

Big is not
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Von Christoph Ruhkamp

Stada ist zu groß und zu hoch verschuldet, um Bain und Cinven einen einfachen Ausstieg zu ermöglichen. Die Partners Group ist bei Techem näher am Ziel.

Seit April haben die Eigentümer des Generikakonzerns Stada schon mit Interessenten über den Verkauf gesprochen. Bain und Cinven verhandelten bevorzugt mit Clayton, Dubilier & Rice. Der New Yorker Finanzinvestor sitzt auf einem großen Haufen noch nicht investierten Kapitals – im Fachjargon „Dry Powder“. Doch die verlangten 11 Mrd. Euro inklusive mehr als 5 Mrd. Euro Schulden als Unternehmensbewertung – mehr als das Elffache des operativen Gewinns (Ebitda) – waren CD&R-Europachef David Novak offenbar zu viel. Er hat jetzt abgewunken, und Stada orientiert sich samt Eigentümern aus Not an Alternativen nun in Richtung Börsengang im ersten Quartal 2025.

Bain, Cinven und Stada stehen nicht allein in dieser Situation. Zuhauf gibt es in Deutschland Zombie-Deals, die sich seit Monaten oder Jahren hinziehen und oft genug im Nirwana enden. Überzogene Preisvorstellungen aus Nullzinszeiten gelten als Hauptgrund. Es gibt aber auch positive Ausnahmen: Beim Heizkostenerfassungskonzern Techem hatte schon kaum jemand mehr an den avisierten Verkauf durch die Schweizer Partners Group an den weltweit größten Impact-Fonds TPG Climate Fund geglaubt. Zuletzt galt ein Börsengang im September als möglich. Doch jetzt geht der Deal doch noch über die Ziellinie. Die Vertragsunterzeichnung (Signing) ist für Mitte September anberaumt. Die Verzögerung hatte vor allem die neuen und seit Oktober geltenden EU-Regeln „Foreign Subsidies Regulation“ (FSR) als Grund, die neben der üblichen Fusionskontrolle und dem Außenwirtschaftsgesetz jeden Deal zusätzlich verkomplizieren.

Überhaupt wird der September zum Schicksalsmonat für die deutschen Megadeals 2024. Bisher fehlten die großen Private-Equity-Transaktionen oberhalb 5 Mrd. Euro gänzlich. Besser sieht es da bei strategischen Investoren aus: Der Ölkonzern Adnoc aus Abu Dhabi hat die Buchprüfung beim Kunststoffkonzern Covestro gerade abgeschlossen. Und der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn entscheidet im September, ob bei DB Schenker die dänische DSV oder CVC mit Abu Dhabi zum Zuge kommt. Es gibt also wieder Bewegung bei M&A. Aber gerade die Exits von Finanzinvestoren an Finanzinvestoren bleiben schwierig. Den Einstieg in ein großes Milliardenunternehmen traut sich niemand, solange der IPO-Markt als Ausstieg wegfällt. Vielleicht wird ja BC Partners mit Springer Nature in Kürze den Eisbrecher für IPOs geben.

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