KommentarLuftfahrt

Boeing sendet nach 737-Max-Vorfall Mayday-Signale

Nach dem jüngsten Vorfall bei einer Boeing 737 Max stehen die Lieferprognosen für den Flugzeugbauer in Zweifel. Schlechter hätte das Jahr 2024, in dem der Konzern eigentlich die Trendwende einleiten wollte, nicht starten können.

Boeing sendet nach 737-Max-Vorfall Mayday-Signale

Luftfahrt

Mayday-Signale für Boeing

Von Alex Wehnert

Nach dem jüngsten Vorfall bei einer Boeing 737 Max stehen die Lieferprognosen für den Flugzeugbauer in Zweifel.

Das Vertrauen in Boeing dürfte sich nach der jüngsten Panne bei dem Flugzeugbauer so schnell nicht erholen. Sowohl bei Passagieren als auch bei Anlegern hat der Vorfall am Freitag, bei dem eine Maschine vom Typ 737 Max 9 der Alaska Airlines in 4.900 Metern Höhe ein Kabinenteil verlor, erhebliche Zweifel an der Qualitätssicherung des bedeutendsten US-Exporteurs bestärkt. Schlechter hätte das Jahr 2024, das CEO David Calhoun nach einer turbulenten halben Dekade als Startpunkt für eine Trendwende ausgemacht hatte, für Boeing kaum beginnen können.

Noch immer spürt der Konzern die Auswirkungen zweier Abstürze von Maschinen des Typs 737 Max 8 in den Jahren 2018 und 2019 – nach den Unfällen, die Hunderte Passagiere das Leben kosteten, zogen Regulatoren weltweit die Modellserie für 20 Monate aus dem Verkehr. Boeing entstanden in der Folge Milliardenkosten und schwere Belastungen durch stornierte Bestellungen zahlreicher Airlines. Nun rückt die angespannte Beziehung des amerikanischen Flugzeugbauers zu seinem wichtigsten Zulieferer Spirit Aerosystems von Neuem in den Fokus von Investoren und Regulierungsbehörden wie der US-Luftfahrtaufsicht FAA, die eine Untersuchung von 171 Maschinen des Typs 737 Max 9 mit der gleichen Konfiguration wie der Alaska-Pannenflieger angeordnet hat.

Bereits im Oktober war Boeing gezwungen, die Auslieferungsziele für das Gesamtjahr 2023 nach unten zu korrigieren. Zuvor war bekannt geworden, dass Spirit Aerosystems unvorschriftsmäßige Löcher in Teile gebohrt hatte, die den Druckausgleich im Passagierraum unterstützen. Wenngleich Boeing seither mehr in eine engere Zusammenarbeit mit dem Zulieferer investiert hat, erschweren es die wiederholten Qualitätsprobleme doch, die Produktion wie beabsichtigt hochzufahren.

Auch die Lieferprognosen für 2024 stehen nun in Zweifel. Gemäß Bloomberg-Daten sagten Analysten zuletzt im Mittel voraus, dass Boeing 2024 rund 580 ihrer 737-Jetliner an die Kunden bringen wird. Gegenüber 2023 würde dies einen deutlichen Anstieg bedeuten und den Weg für den ersten Jahresgewinn seit Calhouns Amtsantritt Anfang 2020 frei machen. US-Regulatoren könnten den Aufbau der 737 Max 9 nun aber grundlegend infrage stellen. Wen das begünstigt, zeigte sich am Montag nur zu deutlich an der Börse: Konkurrent Airbus zählte zu den stärksten Werten im Dax. Für Boeing funken die Anleger indes „Mayday“ – zu befürchten steht, dass auch das Management angesichts drohender Auftragsverluste bald Notrufsignale absetzt.

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