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Ein guter Zeitpunkt für Bosch

Bosch interessiert sich offenbar für eine Übernahme von Whirlpool. Der US-amerikanische Hausgerätehersteller wäre ein dicker Brocken, aber wohl zu stemmen.

Ein guter Zeitpunkt für Bosch

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Guter Zeitpunkt
für Bosch

Von Joachim Herr

Das wäre ein dicker Fisch, wenn Bosch auf dem Fangzug in Akquisitionsgewässern Whirlpool an Land ziehen könnte. Gemeinsam kämen der Hausgerätehersteller BSH, ein Tochterunternehmen von Bosch, und der US-amerikanische Konkurrent in eine Umsatzregion von mehr als 30 Mrd. Dollar. Damit wären sie nicht mehr sehr weit von den führenden chinesischen Konzernen Midea und Haier entfernt. Freilich steht das Projekt erst in einem frühen Stadium. Andernfalls müsste Whirlpool wegen der Börsennotierung den Kapitalmarkt informieren.

Mit Blick auf die Lage der Branche wäre der Zeitpunkt für den Zukauf günstig. Die in der Coronazeit überhitzte Nachfrage nach Kühlschränken, Herden und Geschirrspülern hat sich stark abgekühlt. Besonders in den USA buhlen die Hersteller mit Preisabschlägen um Kunden. Seit dem Höchststand vor gut drei Jahren ist der Aktienkurs von Whirlpool auf etwa ein Drittel abgestürzt. Erst das angebliche Kaufinteresse von Bosch gab nun einen frischen Impuls.

Geld für Wachstum

Die Finanzierung wäre für Bosch ein großer Brocken, aber wohl zu stemmen. Der Stiftungskonzern erhält gute Ratings von Standard & Poor’s sowie von Fitch, und vor einem Jahr brachte eine klar überzeichnete Anleihe 4,5 Mrd. Euro ein. Das Geld will Bosch für Wachstum verwenden, aber auch um die Risiken regional besser zu verteilen und die Dominanz des Automobilgeschäfts zu reduzieren. Ein Zukauf in den USA und im Hausgerätesegment würde bestens zu dieser Strategie passen.

Freilich müsste Bosch das Kartellrecht bedenken. Aber auch unter diesem Aspekt ist der Zeitpunkt günstig. Whirlpool ordnet die Konzernstruktur neu. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen die Mehrheit seines Geschäfts in Europa an den türkischen Wettbewerber Arcelik abgegeben. Auf dem Heimatkontinent der BSH, des größten Anbieters in Europa, wären deshalb die Bedenken der Wettbewerbsaufsicht wohl nicht allzu groß. Es spricht vieles dafür, dass Bosch die Angel nach Whirlpool auswirft. Die Risiken für Zukäufe hat die umsichtige Geschäftsführung aber mit Sicherheit auch im Blick.

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