Britische Anlegerverdrossenheit
Aktienkultur
Britische Verdrossenheit
Wer glaubt, dass nur das Deutsche Aktieninstitut über geringes Interesse an der Aktie in der Gesamtbevölkerung klagt, irrt sich gewaltig. In Großbritannien machen Aktien dem konservativen Centre for Policy Studies zufolge weniger als 4% des Vermögens der privaten Haushalte aus. Die Denkfabrik dringt auf eine ähnliche Kampagne wie in den 1980er Jahren, als die Regierung unter dem Slogan „Tell Sid“ dafür warb, bei der Privatisierung von Staatsunternehmen Aktien zu zeichnen. Steigende Zinsen machen es zunehmend attraktiv, Geld in ein Festgeldkonto zu stecken. Britische Staatsanleihen bieten plötzlich attraktive Renditen. Gold wird als Inflationsschutz gekauft. Britische Aktien haben sich als Ladenhüter erwiesen. Wenn Kleinanleger Aktien kauften, waren es zuletzt US-Wachstumswerte. Wenn eine andere Kultur, Risikobereitschaft und Selbstverantwortung gefördert werden sollen, bedarf es wohl auch einer anderen Unternehmenskultur. Eine vermeintlich sichere Dividende ist eben nicht alles. Doch darauf haben institutionelle Anleger den Londoner Markt konditioniert.