BT war zu lange Spielball der Interessen
BT Group
Spielball
der Interessen
Von Heidi Rohde
Im BT-Investorenkreis geht es seit einigen Jahren munter zu. Ein Blick auf den Aktienkurs lehrt allerdings: Schnäppchenjagd allein ist noch keine Strategie.
Die Hoffnung stirbt zuletzt. So lässt sich die Reaktion der Deutschen Telekom auf die neuerlichen Veränderungen im Aktionärskreis von BT Group deuten, an der der Bonner Konzern seit dem Verkauf seines Mobilfunk-Joint-Ventures EE 12% hält. Der Vorstand hofft auf Impulse „zum Wohle der BT-Aktionäre und -Kunden“. Mit dem französischen Milliardär Patrick Drahi, der sein – doppelt so großes – BT-Paket nun an Bharti Global weiterreicht, hat die Telekom eines gemeinsam: Beide haben sich beim Einstieg verkalkuliert und jeweils darauf gehofft, dass die Aktie des britischen Telekomkonzerns Kurspotenzial hat. Dabei hätte Drahi mehr Grund zu der Annahme gehabt, dass sein Kalkül aufgeht, denn als er 2021 eingestiegen war, blickte die BT-Aktie bereits auf einen jahrelangen Kursrutsch zurück.
Fast ein Drittel Verlust
Dennoch sieht sich der umtriebige Investor, der zu Notverkäufen in seinem Portfolio gezwungen ist, um seinen gigantischen Schuldenberg von rund 60 Mrd. Euro abzubauen, seit seinem Einstieg bei BT Group mit einem Verlust von fast einem Drittel konfrontiert. Tatsächlich hat weder die starke Positionierung Drahis noch die Ankunft des Mexikaners Carlos Slim im BT-Aktionärskreis vor einiger Zeit an der Börse mehr als ein Strohfeuer entfacht. Schnäppchenjagd allein ist eben noch keine Strategie.
Der britische Telekomriese ist ähnlich wie der heimische Wettbewerber Vodafone, bei dem ebenfalls eine ganze Reihe von Großaktionären mit am Tisch sitzt, zum Spielball von Investoren geworden, die sich mit Ratschlägen an den Vorstand nicht zurückhalten, um den jeweils eigenen Interessen zu dienen. Ob Bharti Airtel da eine Ausnahme macht, lässt sich nicht auf Anhieb sagen. Der indische Konzern hat indes ein paar „Anregungen“ angekündigt und sich zu einem langfristigen Engagement bekannt.
Spezielle Risiken
Zumindest damit dürfte BT in jedem Fall gedient sein. Die Telekombranche in Europa ist als Ganzes nicht auf Rosen gebettet. Sie kämpft mit Kursdruck und lockt daher Finanzinvestoren. Der britische Konzern hat indes einige besondere Risiken: Dazu zählen hohe Investitionen im Festnetz bei gleichzeitigen Kundenverlusten, ein beinharter Wettbewerb im Mobilfunk im Heimatmarkt und eine hohe Abhängigkeit des internationalen Geschäfts von der IT-Service-Sparte, die mit globalen Schwergewichten nur mühsam mithalten kann. Geduld ist da die Aktionärstugend der Stunde. Etwas anderes bleibt wohl auch der Telekom nicht übrig.